Lenin hatte gelächelt und von seinen Erfolgen im Internet of Things berichtet; richtig begeistert war er gewesen. – Aber jetzt murrt er: „Das ist alles Müll! Internet of Trash sollte es heißen! Die Daten stimmen nicht, die Leute schimpfen über das Projekt, der Fachbereich und meine Chefin sitzen mir im Nacken.“ Er macht eine Pause und murmelt dann: „Was tun? Was tun?“
Bei unserem letzten Gespräch waren zwei Werke angebunden (Haken), die Datenbereitstellung nach jeder Schicht klappte (Haken), Analysen zeigten, warum es zu Störungen und Fehlern kam (Haken), erste Prozessverbesserungen waren auf dem Weg (Haken), – und Lenin als Projektverantwortlicher war ein Held: „Ich wusste immer, dass Analytics und das Internet of Things enormes Potenzial haben.“
Stolz hatte er gezeigt, wie welche Werte gemessen werden an Kesseln, Behältern und Chargen, an Maschinen, Geräten und Werkstücken, hatte erklärt, wie Daten übermittelt und gesammelt werden, hatte breit ausgeführt, wie die Eigenschaften der compoundierten, mukösen und putriden Masse nach dem Aushärten die mehrstufigen Montagevorgänge beeinflussen. „Für unser Prozessverständnis sind unsere übergreifenden Analysen ein großer Schritt vorwärts. Verfahrenstechnik und Fertigungstechnik waren für uns bisher viel zu sehr getrennte Welten.“
Aber nun ist er nicht mehr der erfolgreiche Projektverantwortliche, sondern der missmutige Bolschewik unserer ersten Begegnung. – Er erzählt, was geschehen ist:
„Die Werke drei und vier sind angebunden (Haken), Daten werden nach jedem Schichtwechsel geladen (Haken), Analysen laufen (Haken), Ergebnisse werden bereitgestellt (Haken) – und sind falsch, sind falsch, SIND FALSCH (kein Haken)!“
Lenin hatte herausgefunden, dass die definierten Datenstrukturen in den Werken unterschiedlich gefüllt sind: Daten stehen an der falschen Stelle, fehlen oder liegen doppelt und dreifach vor. Dazu gibt es dramatische Ausreißer, die nach Fehlmessungen aussehen, aber nicht bereinigt sind.
„Datenqualität“, sage ich. Lenin starrt mich gereizt an: „Weiß ich auch.“ Er sitzt mit malmenden Kiefern: „Wir haben keine Datenqualitätsprobleme …“ – „Wie bitte?“ – „… hat meine Chefin verfügt.“ – „Verfügt?“ – „Es gibt eine einheitliche Datenstruktur für alle Werke. Hat sie sich ausgedacht. Damit ist das Thema Datenqualität erledigt, per definitionem.“
Ich denke an die Haferkekse, die mir am Wochenende zu trocken geraten waren: Warum soll Datenqualität hier real existieren, wenn Haferkeks-Qualität für mich utopisch bleibt?
„KPDSU“, sage ich. „Was?“, fragt Lenin. „Kompetenz – Projekterfahrung – DatenqualitätqualitätQUALITÄT – Software – Unterstützung.“ Vorsichtig lächelt Lenin: „Müssen wir aber meiner Chefin verkaufen.“
Geht die Revolution weiter? Fortsetzung folgt!
1 Comment
Wieder mal ein guter Beitrag wo ich auch mal Schmunzeln musste^^
Kenne das Problem der Datenqualität bei persönlichen IoT Geräten.
Danke und hoffe auf Fortsetzung.