Über die aktuelle Rolle, die das IoT für Unternehmen spielt

0

Um sich bei IoT-Projekten einen gewissen Erfolg zu sichern, gewinnt die Zusammenarbeit für verschiedenste Unternehmen aus vielfältigen Bereichen immer mehr an Bedeutung. So müssen beispielsweise für die Implementierung einer smarten Produktionsumgebung Hardware-, Software- und Infrastrukturhersteller gemeinsam Know-how entwickeln und anwenden. Das E4TC am Campus der RWTH Aachen beschäftigt sich mit dieser Art von interdisziplinärem Austausch und bietet mit seiner Member-Community eine Plattform, die die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Bereiche fördert. Im Rahmen dieser Blog-Serie spreche ich mit verschiedenen Mitgliedern und tausche mich über entsprechende Netzwerkeffekte und Herausforderungen im IoT-Umfeld aus. Im letzten Beitrag habe ich mit Urs Güttinger von Bossard gesprochen.

Das folgende Interview ist mit Felix Jordan, Business Development Manager bei Elisa Smart Factory, und zeigt, welche Herausforderungen sich für Softwareanbieter ergeben.

Am Anfang würde ich gerne über Digitalisierungstrends im Allgemeinen sprechen. Welche sind denn in Ihren Augen aktuell die drei wichtigsten?

Felix Jordan: IoT ist natürlich ein Trend, der aktuell große Aufmerksamkeit genießt. Für uns beginnt IoT mit der Verknüpfung der vorhandenen Datenquellen. Es geht also nicht mehr nur darum, Daten zu generieren, sondern diese Daten als Unternehmen sinnvoll zu nutzen. Es gibt viele Unternehmen, die schon über eine große Menge an Daten verfügen und die vor der Herausforderung stehen, diese Daten gezielt zu nutzen und für Ihren Unternehmenszweck zu interpretieren. In der Regel geht es dann darum, innerhalb der Daten Verbindungen und Korrelationen zu erkennen und daraus neue Erkenntnisse für die Unternehmen abzuleiten. IoT ist für mich also im ersten Schritt die Daten nutzbar zu machen und dann aus den Daten durch das Anwenden unserer Analytics-Module neue Erkenntnisse zu erzeugen. Dabei versuchen wir Entscheidungsprozesse zu unterstützen, indem wir die Daten visuell aufbereiten und bspw. mit den Prozessingenieuren besprechen. Anhand dieser Gespräche optimieren wir dann unsere Datenmodelle und Algorithmen und nähern uns einem immer besseren Ergebnis an.

Wenn man IoT dann weiter denkt, kommt man zum Trend „Predictive“ – sei es Maintenance oder auch Quality. Da geht es um die Frage, wie man als Unternehmen Produktionsdaten nutzen kann, um möglichst gut auf Unvorhergesehenes reagieren oder gar proaktiv auf absehbare Änderungen im Produktionsumfeld agieren zu können. Dafür muss die oben beschriebene Grundlage geschaffen werden, danach ist der Weg allerdings gut bereitet, um den Weg erfolgreich zu beschreiten, wie wir aus eigener Erfahrung bei Elisa Oyj wissen.

Zuletzt fallen mir Machine Learning und Artificial Intelligence ein. Der wesentliche Unterschied, das haben mir unsere Data Scientists erklärt, besteht darin, dass Machine Learning in Python und Artificial Intelligence in Powerpoint umgesetzt wird. Aber im Ernst: Dank moderner und mittlerweile sehr zugänglicher Technologien ist es mittlerweile sehr leicht möglich, Machine Learning Szenarien zu entwickeln – vorausgesetzt man hat genug und qualitativ hochwertige Daten. Wir haben als Unternehmen selbst diverse Module im Einsatz um besonders komplexe Datenkonstellationen beleuchten zu können. Es gibt also schon einige etablierte Machine Learning-Anwendungen in der Industrie, von Artificial Intelligence sind wir meines Erachtens nach aber noch ein gutes Stück entfernt.

Inwiefern spielt Ihrer Meinung nach IoT eine Rolle für die Verbesserung von Unternehmensprozessen?

Jordan: Aus meiner Sicht spielt IoT eine große und zukünftig auch eine immer wichtigere Rolle. Für viele Unternehmen wird entscheidend sein das im Unternehmen vorhandene und auf verschiedene Köpfe, Maschinen und digitale Systeme verteilte Wissen in eine effiziente Produktion umzusetzen. Wir helfen Unternehmen dabei, genau diese Daten- und Informationssilos aufzubrechen, indem wir die relevanten Daten in einer einheitlichen IoT-Umgebung verfügbar machen und visualisieren. Dadurch ist es möglich in Echtzeit bspw. Maschinenparameter, Wartungstickets und deren Auswirkung auf die wesentlichen Produktionskennzahlen in einem gemeinsamen Kontext zu betrachten, ohne in die dedizierten Systeme einsteigen zu müssen. Dann lässt sich leichter erkennen, an welchen Stellschrauben gedreht werden muss, um die Prozesse zu optimieren. Darüber hinaus ist es auf einer soliden Daten-, Informations- und Vernetzungsbasis auch viel leichter möglich, die Ergebnisse von Lernprozessen innerhalb des Unternehmens zu übertragen, indem zum Beispiel optimale Maschinensetups in den übrigen Produktionsstandorten ausgerollt werden können. Die sich daraus ergebenden Möglichkeiten sind einfach enorm und sehr spannend zu beobachten.

Wie verändert sich Ihrer Meinung nach die Leistungserbringung durch IoT oder Industrie 4.0?

Jordan: Wenn ich den Wertschöpfungsprozess betrachte, stelle ich häufig fest, dass in der Vergangenheit alle zehn Jahre neue Maschinen gekauft wurden, um mit dem neuen Equipment ein bis zwei Prozent Effizienzsteigerung zu realisieren. Ich denke, dass genau dieses Budget mittlerweile auch in IT- oder Digitalisierungstechnologien investiert werden sollte, um wirklich den nächsten Evolutionsschritt zu gehen. Je nachdem, wo man in der Produktion unterwegs ist, sieht man, dass die Maschinen teilweise am physikalischen Maximum agieren. Und da stellt sich die Frage: Was will man an der Maschine noch optimieren? Ich glaube, der nächste große Schritt wird auf Basis der digitalen Möglichkeiten fußen, d. h. Daten im Unternehmen ideal einzusetzen. Nach außen, also zum Kunden gerichtet, kann sich auch einiges ändern. Denn natürlich ist der Schritt zu einem digitalen Geschäftsmodell dann nicht mehr weit: Wie kann man auf Basis der eigenen Daten Mehrwerte für seine Kunden schaffen, und wie lässt sich damit Geld verdienen? Das ist sicherlich auch eine spannende Frage, die sich Unternehmen stellen sollten.

Stichwort E4TC: Was war denn die Hauptmotivation, bei so etwas mitzumachen?

Jordan: Die Hauptmotivation ist der Aufbau unserer Marke, da die Leistungsfähigkeit von Elisa im Bereich IoT in Deutschland noch nicht sehr bekannt ist. Dazu setzen wir die Infrastruktur der Produktionsumgebungen am Campus der RWTH Aachen ein, die wir hier haben. Sie wird vor allen Dingen als Schaufenster genutzt. Viele Unternehmen kommen hierher und lassen sich in Bezug auf Industrie 4.0 oder Digitalisierung im Produktionsumfeld inspirieren. Und das können sie eben jenseits von PowerPoint-Folien in der Demonstrationsfabrik oder dem eLAB Aachen richtig erleben. Viele Beispiele, die ich vorher genannt habe, kann ich dort live vorführen. Natürlich merkt man als IoT-Dienstleister auch, dass Partnerschaften eine Rolle spielen. Das E4TC ist für uns also eine Möglichkeit, um Neues auszuprobieren und zu sehen, wie sich Partnerschaften aus komplementären Partnern gestalten lassen.

Welchen Erkenntnisgewinn wünschen Sie Ihren Kunden, mit denen Sie am E4TC den Tag verbringen?

Jordan: Der Kunde soll sehen können, was mit digitalen Technologien möglich ist, aber auch ein wenig hinter die Kulissen schauen können. Am liebsten sind mir Fragen wie „Wie wurde Problem XY gelöst? Was war hier die große Herausforderung? Wie lange hat es gedauert, um das zu realisieren?“. Da kann man auf einer anderen Ebene diskutieren als über eine PowerPoint.

Häufig kommen die Besucher zu der Erkenntnis, dass es viele IoT-Lösungen schon gibt, dass sie funktionieren, und dass deren Umsetzung in der Regel ein paar Wochen und nicht, wie früher, Monate oder gar Jahre dauern.

Stellen Sie ihr individuelles Workshop Format mit uns zusammen. Den Zeitpunkt des Workshops definieren wir gerne gemeinsam mit Ihnen.
Share

About Author

Léonie Valencia

Von 2015-2016 sammelte Léonie Valencia an den SAS Standorten Heidelberg und Wien erste Erfahrungen im digitalen Marketing. Seit März 2019 ist sie wieder Teil des Marketing Teams und untersucht in ihrer Masterarbeit die Einflüsse des Internet of Things auf Wertschöpfungsprozesse von Unternehmen in der IT Branche. After gaining some experience in the field of digital marketing in the SAS offices of Heidelberg and Vienna from 2015-2016, Léonie Valencia rejoined SAS in 2019 to support the marketing department and to write her Master Thesis focusing on the impact of the Internet of Things on value creation processes in the IT sector.

Related Posts

Leave A Reply

Back to Top