Data Science Meetups in Rhein-Main – Porträt einer Szene

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Eldar Rakhmatullaev verfolgt seit fünf Jahren eine Mission in Rhein-Main: Er will die Data Science Community vergrößern. Vor fünf Jahren hatte er bei Null Prozent begonnen, heute ist er bei 60. Will sagen: Vor fünf Jahren kommunizierten die Teilnehmer gar nicht miteinander, heute tut das zumindest etwas mehr als ihre Hälfte. Eldar Rakhmatullaev hat eine sehr nüchterne Meinung darüber, inwiefern sich die Data Science Community im Rhein-Main-Gebiet also seiner Mission des Miteinanders und nicht Gegeneinanders öffnet: schleppend – es werde aber besser.

Wer ist Eldar Rakhmatullaev? In der Community mittlerweile ein bunter Hund, ist Eldar einer, von dem andere viel lernen können. Nicht, wie man Events organisiert. Sondern wie man Events das gewisse Etwas verleiht, wie man Veranstaltungen einen Hauch von Nichtveranstaltung gibt und wie man Sponsoren findet, die gar nicht merken, dass sie Sponsoren sind. Aber eins nach dem anderen.

Fünf Jahre Data Science Frankfurt
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Neue Technologien lösen keine Aha-Effekt mehr aus

In Russland geboren hat er in vielen Städten gelebt wie London oder Moskau oder New York. Er spricht mehrere Sprachen. Eldar gehört der verbindenden Generation an. Es ist die Generation der Digital Natives, die qua ihrer Spielzeuge (Iphone & Co.) ohne Grenzen im Kopf durchs Leben gehen. Ihnen ist das Internet so vertraut wie der Generation Golf das analoge Telefon oder die mechanische Schreibmaschine. Für Eldars Generation lösen neue Technologien keine Aha-Effekt mehr aus.

Das „Sieh-mal-einer-an“ wird eher durch bestimmte Formen im gesellschaftlichen Miteinander evoziert. Das prägt Eldar wohl am meisten. Und das beflügelte ihn zu seiner Mission: Build up a data science community in Rhein-Main.

Als Co-Founder eben dieser Data Science Community lädt er zu den Meetups ein. Da treffen sich Startups und ihre Gründer, um ihre Data Science-Ideen, ihre Startup-Geistesblitze mit Gleichgesinnten und Glücksgenossen zu teilen. Da stellen sie ihre Business-Modelle vor und diskutieren sie mit dem Auditorium. Sie lassen sich inspirieren und erfreuen sich am ungezwungenen Austausch untereinander. „Jede Altersklasse ist vertreten, das ist wirklich toll“, findet Eldar. „Wir fungieren mittlerweile auch als Jobbörse.“

Eldar's Idee hat Schule gemacht. Es gibt landauf, landab diverse Meetup Communities. Der Raum Stuttgart, Heidelberg/Karslsruhe/Mannheim und Rhein-Main sind die Epizentren. Woran liegt das, Eldar, deiner Meinung nach? „Wahrscheinlich an der universitären Prägung dieser Städte und ihren Angeboten. Hier hat sich wirklich viel getan.“

Das Ökosystem Community

Er bezeichnet diese Szene übrigens als ein eigenes Ökosystem, das aus verschiedenen Stakeholdern bestehe, wie Firmen, Unis, Startups. Und es sei nicht möglich, einzelne Player dieses Ökosystems mit anderen singulär zu verbinden. Entweder alle gemeinsam oder gar keiner.

Sponsoring ist old-school. Das gibt es auch nicht mehr. Logos und Plakate interessieren heutzutage keinen, vor allem nicht in der Data Science Szene.“

Und wie läuft's so in Rhein-Main? "Es gibt noch viel Potenzial.“ Und er muss es wissen, schließlich weiß er, wie es in den USA oder Russland funktioniert. „In diesen Ländern lebt die Community. Davon sind wir in Deutschland noch wirklich weit entfernt.“ Und da wären sie wieder, diese 60 Prozent vom Anfang der Geschichte. Aber woran liegt die schlechte Rate, Eldar? „Das Problem liegt in den verschiedenen Zuhörersegmenten. Die großen Unternehmen wie Banken gehen nicht wirklich engagiert mit Startups um.“ Und an dieser Segmentierung kratze er, aber vom Idealzustand sei er noch weit entfernt.

ERGO: Engagement von den Corporates sei wichtig. Die alten Strukturen seien nur mit frischen Kommunikateuren zu überwinden, die gewillt seien, anders zu denken und anderes zuzulassen. Raus aus dem alten Silo-Denken. Allein am Markt zu agieren ohne Netzwerken reiche nicht mehr.

Sein Beispiel sei er selbst! Mit seinem Produkt, nämlich der Community, beweist er immer wieder genau das Gegenteil. Einmal im Monat, wenn er zur Audienz lädt, sieht er, dass nicht sich gegenseitig ausschließende Entitäten zum Erfolg führen (Sales – Entwicklung – Marketing), sondern es das gemeinsame Agieren ist, über das ganz neue Zielgruppen zugänglich würden.

Es gehe ihm nicht um Flowerpower und Wir-haben-uns-alle-lieb-Allüren. Eldar hat viel Erfahrung gesammelt in den vergangenen Jahren. „Digital natives gehen verbindender miteinander um als die Generationen vor ihnen.“ Und hier müssten Communities ansetzen. Und genau hierin liege auch der Charme für Sponsoren, die gar nicht merken, dass sie welche sind. „Sponsoring ist old-school. Das gibt es auch nicht mehr. Logos und Plakate interessieren heutzutage keinen, vor allem nicht in der Data Science Szene.“

Am Ende: Smartmarketing

Was interessiert sie denn?„Die Inhalte. Nur über sie wird kommuniziert. Die Attraktivität stellt sich automatisch ein, aber nur, wenn die Inhalte überzeugen. Sponsoren sind Supporter oder Unterstützer. Nicht mehr das Business-Ziel steht im Mittelpunkt, sondern ihre Themen in unterschiedlichen Schattierungen. Und wir als Community bieten den „neutraler Boden“ dafür. Dabei gehe es nicht ums Geld! Die Vorträge bei den Meetups  seien auch keine Old-Sales-Pitches, wie Eldar das charakterisiert. Er nennt das, wie sich Startups präsentieren, Smartmarketing vom Feinsten.

 

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About Author

Andrea Deinert

Journalist // Blogger for AI and Data Science // Data Science Community Liaison // Academic Liaison || Portraits opinion leaders from politics, society and research to reveal the meaning of AI and ethics for future society.

3 Comments

  1. Sehr schönes Interview 🙂 vielen Dank an @eldar für seine extrem tolle Community-Arbeit!

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