Das Zusammenspiel von Unternehmen bei IoT-Projekten

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Wie bei jedem Projekt gilt es auch bei IoT-Projekten, bestimmte Dinge zu beachten, die über den Erfolg entscheiden. Was das IoT so besonders macht, ist unter anderem die Vielfalt der unterschiedlichen Akteure, die aus verschiedensten Bereichen zusammenkommen. So müssen beispielsweise für die Implementierung einer smarten Produktionsumgebung Hardware-, Software- sowie Infrastrukturhersteller gemeinsam Know-how entwickeln und als holistisches Lösungskonzept einsetzen. Das E4TC am Campus der RWTH Aachen beschäftigt sich mit dieser Art von interdisziplinärem Austausch und bietet mit seiner Member-Community eine Plattform, die die Zusammenarbeit dieser unterschiedlichen Bereiche fördert. Im Rahmen dieser Blog-Serie spreche ich mit verschiedenen Mitgliedern und tausche mich über entsprechende Netzwerkeffekte sowie Herausforderungen im IoT-Umfeld aus. Im letzten Blogbeitrag habe ich mit mit meinem Kollegen Dominik Strauß gesprochen.

In diesem Beitrag gibt es weitere spannende Einblicke aus dem Softwarebereich. Dafür habe ich mich mit Florian Harzenetter, dem Business Development Director for IoT beim Softwareanbieter PTC, unterhalten.

Herr Harzenetter, welche sind in Ihren Augen aktuell die drei wichtigsten Digitalisierungstrends?

Florian Harzenetter: Ich denke mal, ein wichtiges Thema ist das, was sich in Aachen rund um das Internet of Production dreht. Also bekannte Konzepte wie „Digital Twin“ oder „Digital Thread“ in konkrete Unternehmens-IT-Architekturen zu überführen. Das ist die Kernidee des Internet of Production, und das macht es interessant. Ich glaube, dass die Unternehmen nach einer holistischen Lösung suchen, mit der man das umsetzen kann. Deshalb sehen wir hier eine sehr starke Kundennachfrage. Damit einher geht der zweite Punkt: das Verständnis von Digitalisierung. Denn sie bedeutet nicht nur, jede Menge Software zu implementieren und zu installieren – sie führt auch zu einem Wandel der Unternehmenskultur: Wer ist wofür zuständig? Wie verändert sich die Art der Aufgaben? Ändert sich das gesamte Aufgabenprofil? Wer übernimmt welche Rolle? An welcher Stelle werden Bereiche „digitaler“? Digitalisierung bedeutet vor allem: automatisieren. Deshalb brauchen wir besonders Leute, die Konzepte entwickeln, wie man Bereiche und Aufgaben automatisieren kann – und nicht mehr so sehr Leute, die Aufgaben effizient abarbeiten. Ich denke nicht, dass das von heute auf morgen stattfinden wird, sondern eher wie ein Schieberegler funktioniert, der sich über die Zeit immer weiter in Richtung Automatisierung verschieben wird. Drittens kann ich beobachten, dass gerade im Bereich der Fertigung sehr konkret Use Cases gebaut werden. Gerade in Fertigungsabläufen ist der Hebel relativ groß, noch mehr Produktivität rauszuholen, und diese Steigerung ist natürlich für die Unternehmensbilanz von besonderer Bedeutung.

Würden Sie sagen, dass gerade im Zusammenhang mit dem letzten Punkt die Themen Machine Learning und Artificial Intelligence mit ins Spiel kommen?

Harzenetter: Auf jeden Fall. Zum Thema IoT oder Industrie 4.0 gehören eben solche Orchestrierungsplattformen, wie wir sie anbieten. Und Machine Learning – oder sagen wir mal: alle Arten von digitaler Intelligenz – hängt definitiv damit zusammen. Hier gibt es zahlreiche Methoden, die alle auch auf unterschiedliche Punkte abzielen. Diese müssen natürlich auch irgendwo in solch eine Internet-of-Production-Architektur eingebaut werden. Sonst ist zwar alles digitalisiert, alles kann mit allem reden, ein paar Prozesse laufen schneller ab – aber wirklich besser wird es, wenn man sozusagen die Intelligenz oben draufsetzt.

Beschäftigt sich PTC dann auch schon mit Streaming und Edge Analytics?

Harzenetter: Ja, die Themen sind auf jeden Fall präsent, und im Grunde sind die Technologien auch einsatzbereit sowie technisch ausreichend ausgereift. Dabei stellen sich aber noch einige Fragen: Wie kombiniert man diese Technologien, um am Ende einen wirtschaftlichen Mehrwert in den Betrieben zu generieren? Und in welchen Use Case baut man sie ein? Wie groß ist der Hebel, den man damit erreichen kann, und was sind vielleicht auch die Voraussetzungen? Zurzeit muss man noch relativ hohe Business-Anforderungen erfüllen, so dass immer auch ein bisschen Grundlagenarbeit vor der Implementierung eines Use Case notwendig ist. Ich denke, vielen Unternehmen ist diese Grundlage nicht bekannt – und sie kann unmöglich für jeden Use Case neu definiert werden. Da braucht es eine Infrastruktur, mit der sich solche Dinge sehr schnell und flexibel einsetzen lassen.

Wenn Sie jetzt über die Leistungserbringung im Unternehmen nachdenken, inwiefern verändern aktuelle Digitalisierungsthemen das Zusammenspiel von Unternehmen?

Harzenetter: Das sieht man zunächst daran, dass sich Unternehmen aufgrund der Digitalisierung neue Wissensgebiete erschließen müssen. In bestimmten Bereichen bringt man Know-how mit, an anderer Stelle fehlt es. Und genau hier kommen Partner und Lieferanten ins Spiel. Das ist meiner Meinung nach der Grund für den Kooperationsboom. Zweitens ist die Digitalisierung ein noch nicht abschließend durchdrungenes Wissensgebiet, das dazu noch ständig im Wandel ist. Deshalb erhalten Partner eine zusätzliche Bedeutung: Alle Unternehmen betreten einen fast unbekannten Raum, den es erst einmal zu erkunden gilt. Und ich denke, das ist allein aus dem stillen Kämmerlein nicht zu bewältigen. Es funktioniert nur dann, wenn mehrere Unternehmen zusammenarbeiten, und die jeweiligen Perspektiven der anderen mit einbinden. Denn das Ziel ist ja, ganz viele Wissensgebiete, die man nicht alle im eigenen Unternehmen hat, zu einem neuen Technologiestandard zu kombinieren. Das ist ja auch die Rolle vom E4TC, das Unternehmen wirklich für solche Fälle zusammenbringt. Wir arbeiten zum Beispiel in dem Asset Tracking Work Stream am E4TC mit SAS und Liebherr, und es kommen ganz viele wichtige Aspekte zusammen: Für uns als Softwarehersteller ist es wichtig zu verstehen, worüber etwa ein Unternehmen wie Liebherr nachdenkt, wenn es sich mit Asset Tracking beschäftigt. Wir haben zwar die Software, aber eben keine Asset-Spezialisten, und wir wissen auch nicht, vor welchen Herausforderungen Liebherr in diesem Zusammenhang steht. Vielleicht könnten wir die Fragestellung kopieren und uns den praktischen Use Case in irgendeiner Form erarbeiten, aber wir würden sie nur teilweise verstehen. So können wir von Liebherr und Liebherr kann von uns lernen. Und das ist letztlich der Vorteil von so einer Plattform wie dem E4TC: Man kommt sehr schnell und sehr intensiv in den Austausch mit anderen Firmen.

War dieser Austausch mit anderen dann auch die Hauptmotivation, beim E4TC mitzumachen?

Harzenetter: Ich würde sagen, das ist für uns eher der sekundäre Faktor. Der primäre Grund ist, dass wir ein Schaufenster für unsere Kunden haben, um ihnen zu zeigen, was wir können – und unsere Fähigkeiten eben auch in innovativen Projekten einsetzen. All die Dinge, die dort gemeinsam entstehen, zeigen ja am Ende, wie PTC-Software im Kontext von anderen Lösungen funktioniert. Somit sehen unsere Kunden nicht nur eine Demo der PTC-Software, sondern wie die zukünftige Lösung letztendlich aussehen muss: nämlich eine PTC-Lösung, die natürlich auch ein bisschen SAS enthält, vielleicht noch eine Infrastruktur und noch irgendjemanden, der weiß, wie alles am Ende zusammenarbeitet. All das entsteht eben in diesen Projekten. Für uns bedeutet das auch, dass wir ein zusätzliches vertriebliches Argument haben: Wir stellen das, was wir können, besonders eindrucksvoll unter Beweis – und das funktioniert definitiv besser als mit herkömmlichen Methoden.

Sehen Sie in Ihrer Position von PTC aktuell noch Bereiche, bei denen Nachholbedarf besteht?

Harzenetter: Ja, sicher. Ich glaube, wir könnten uns noch viel intensiver in den E4TC-Projekten engagieren und damit mehr Showcases dort haben. Ich denke, unsere Kunden sind auch reifer geworden und wollen eher von den Showcases weg in die Realität. Mit Showcases kann man zwar durchaus zeigen, wie es geht. Bei der realen Infrastruktur kommen aber noch Themen wie Skalierbarkeit oder Betriebssicherheit hinzu. Diese Aspekte sind sehr wichtig, damit die Lösung zuverlässig und auch in der jeweiligen Unternehmensgröße funktioniert. Da haben wir auf jeden Fall noch Nachholbedarf, denn die Kunden fangen an, immer mehr danach zu fragen, und wir müssen natürlich auch antworten. Dann könnten wir mehr mit den dort ansässigen Instituten zusammenarbeiten, die gleichzeitig eine tatsächliche Lead-Quelle für uns darstellen.

SAS bietet im Rahmen des E4TC Workshops zum Thema Industrie 4.0 an, um konkrete Strategien zu entwickeln, wie digitale Transformation erfolgen sollte. Je nach Bedarf werden unter anderem Business Use Cases aus unterschiedlichen Bereichen elaboriert. Interesse?

Stellen Sie ihr individuelles Workshop Format mit uns zusammen. Den Zeitpunkt des Workshops definieren wir gerne gemeinsam mit Ihnen.
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About Author

Léonie Valencia

Von 2015-2016 sammelte Léonie Valencia an den SAS Standorten Heidelberg und Wien erste Erfahrungen im digitalen Marketing. Seit März 2019 ist sie wieder Teil des Marketing Teams und untersucht in ihrer Masterarbeit die Einflüsse des Internet of Things auf Wertschöpfungsprozesse von Unternehmen in der IT Branche. After gaining some experience in the field of digital marketing in the SAS offices of Heidelberg and Vienna from 2015-2016, Léonie Valencia rejoined SAS in 2019 to support the marketing department and to write her Master Thesis focusing on the impact of the Internet of Things on value creation processes in the IT sector.

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