Nach den ersten beiden Beitragen zum Thema IFRS-17-Umsetzung (Teil 1 und Teil 2) geht es nun ans „Eingemachte”: die Architektur und die Systeme, die für eine 100-prozentige Erfüllung der Richtlinie benötigt werden.
Voraussetzung ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Abteilungen, darunter Bestandsverwaltung, Rechnungswesen, Aktuariat und IT. Rund um die IFRS 17-Prinzipien gibt es viel Spielraum für Interpretation. Dies gilt es, sorgfältig abzubilden.
Zudem müssen Versicherer entscheiden, wie sie IFRS 17 anwenden wollen. Der prinzipienbasierte Ansatz erfordert eine vorherige Festlegung auf eine Standardinterpretation, die gleichzeitig Flexibilität für künftige Auslegungen erlaubt. Unterschiedliche regionale Perspektiven, beispielsweise EU gegenüber Asien, müssen berücksichtigt werden. Und Versicherer müssen sich darüber Gedanken machen, wie IFRS 17 so umgesetzt werden kann, dass die Fast-Close-Fristen des Unternehmens auch weiterhin eingehalten werden.
Wie soll die IFRS 17-Plattform aussehen?
Die IFRS 17-Plattform wird eine neue, umfassende Architekturkomponente darstellen. Sie muss eine zentrale Datenhaltung umfassen, um alle zentralen Kalkulationen, detaillierte Audit-Trails und -Postings abdecken zu können. Angesichts der Tatsache, dass diese Infrastruktur über die nächsten zehn bis 15 Jahre genutzt werden soll, gilt es insbesondere, die folgenden Anforderungen zu berücksichtigen:
- volle Abdeckung sämtlicher regulatorischer und geschäftlicher Anforderungen, einschließlich aller erforderlichen Berechnungsmethoden (BBA/GMM, PAA oder VFA);
- vordefinierte Modelle bzw. Inhalte für Finanzen und Risiko Management;
- Flexibilität und Skalierbarkeit;
- zuverlässiger Software-Anbieter mit starker Marktposition.
Was sollte die Projekt-Roadmap berücksichtigen?
Die Etablierung solcher End-to-End-Prozesse, die all diese Anforderungen erfüllen, hat Auswirkungen auf das gesamte Unternehmen. Eine realistische Roadmap für die Projektplanung ist daher unabdingbar. Zwar tritt die Verordnung erst 2021 in Kraft, ein „Go Live“ mit einem Vorlauf bereits im Jahr 2020 ist aber durchaus sinnvoll. Dadurch vermeiden Unternehmen einen „Big Bang“ bei der Umsetzung und haben genügend Zeit, um die sicher noch notwendigen Anpassungen durchzuführen, wenn nicht gleich alles so funktioniert wie ursprünglich angenommen. Denn es gibt keinen Plan B, für den Fall dass die Implementierung länger dauern sollte als geplant. Und ein früher Projektstart lässt einerseits Lernprozesse zu und schafft andererseits schon frühzeitig die notwendigen Vergleichszahlen um die neuen Berechnungsmethoden mit dem bisherigen Bewertungsansatz zu vergleichen.
Statt sich mit Übergangslösungen zu begnügen, sollten Versicherer auch darauf achten, wie sie im Rahmen des Projektes Effizienz schaffen. Die quantitative Impact-Analyse muss bereits 2018 beginnen, denn die benötigte Übergangszeit ist nicht zu unterschätzen.
Ganz pragmatisch gesagt: Den Stichtag im Auge zu behalten, ist oberste Priorität. Unter dieser Maxime lassen sich bereits frühzeitig durchgängige Prozesse definieren – und testen. Die Integrationsprüfung sollte global betrieben werden und sämtliche Abteilungen einbinden: Geschäftsleitung, Rechnungswesen, Aktuariat, IT. Ein gesunder Pragmatismus ist bei solch umfassenden Transformationsprozessen immer angebracht: Eine Verkünstelung bei der Umsetzung ist nicht im Sinne der Produktivität.
Zusammengefasst: Worauf sollte man achten?
Noch einmal: Das Wichtigste ist wohl die Frist, denn an ihr ist nicht zu rütteln. Das sollte bei jeder Entscheidung klar sein – von der Überlegung, was alles integriert werden soll, bis zum gewählten Ansatz. Versicherer tun gut daran, sich auf das Wesentliche zu beschränken, um das Projekt nicht zu überladen. Ideen, die darüber hinausgehen – beispielsweise die Nutzung von IFRS 17, um den Finanzbereich neu aufzustellen – können immer noch zu einem späteren Zeitpunkt verfolgt werden, wenn das System erst mal läuft.
Frühe End-to-End-Tests helfen dabei, schnell zu Erkenntnissen zu kommen, was eventuell schiefläuft – und diese Probleme zeitnah zu beheben. Das trägt dazu bei, die Projektteams zu motivieren – bei einem so langen Weg ist auch das entscheidend.
Langfristige Investition zahlt sich aus
IFRS 17 ist eine langfristige Investition in ein System, das für die nächsten zehn bis 15 Jahre eingesetzt werden soll. Ich bin der Ansicht, dass ein integrierter Ansatz sinnvoll ist, der auf einer offenen und skalierbaren Plattform basiert. Diese wiederum sollte sich so justieren lassen, dass sich verändernde Anforderungen auch in Zukunft abgedeckt werden können. Ein integrierter Ansatz schafft zudem die Voraussetzung für eine zentrale Steuerung des gesamten Prozesses – und reduziert dadurch die schlaflosen Nächte sowohl des Projektteams als der verantwortlichen Entscheider.
Das folgende Webinar von SAS und Deloitte gibt einen kurzen Überblick über die Ziele und die Strategie von IFRS 17, die Schritte, die Versicherer zur Umsetzung gehen müssen, und die dafür notwendige Architektur.