Es hat eine lange Tradition, teilweise freiwillig, teilweise aus der Not geboren: Dinge selbst in die Hand zu nehmen. „Do-it-yourself – Selbst ist der Mann/die Frau – wenn-du-willst-das-etwas-erledigt-wird-dann-mach-es-selbst“. Oder halt IKEA-Möbel, Brotbackautomaten beim Discounter, BI-as-a-self-Service, Online-Banking …
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Und das hat mich nun auf eine Idee gebracht: Immer wieder werden irgendwelche Leute von irgendwem interviewt. Da bisher noch keiner auf die Idee gekommen ist, MICH zu interviewen, mache ich das einfach selbst. Das ist legitim und übrigens oberpraktisch, da ich alle Antworten auf meine Fragen kenne und vor der Veröffentlichung nicht noch die Freigabe des Interviewpartners benötige. Dazu noch ein leicht reißerischer Titel, um Erwartungen zu schüren – und los geht’s!
Data Science ist in aller Munde, und ich freue mich, heute einen Experten zu diesem Thema befragen zu können, Herrn Dr. Jürgen Kaselowsky, Academic Program Manager.
Da wir uns sehr gut kennen, findet das Interview bei ihm zu Hause statt. Wir hatten etwas Probleme, einen Termin zu finden (er wich immer mit vagen Andeutungen aus), aber letztendlich war er doch sehr scharf drauf, in meinem Blog zu Wort kommen zu dürfen …
JK: Wenn ich heute Student wäre, was würden Sie mir raten?
Dr. Kaselowsky: Lassen Sie bloß keine Party aus! Und auf jeden Fall Auslandssemester in Italien!
JK: O. K., ich meinte natürlich fachlich. Berufe in der IT-Branche gelten ja als sehr attraktiv, macht es Sinn, sich heute für ein solches Studienfach einzuschreiben?
Dr. Kaselowsky: Ich denke schon. Technologien kommen und werden rasch durch neue ersetzt. Daher glaube ich, dass hier in den nächsten Jahren eine Menge kreativer Köpfe gebraucht werden. Wir werden ja bereits im persönlichen Umfeld mit Machine Learning oder künstlicher Intelligenz beglückt, und wir stehen hier fast ganz am Anfang. Obwohl vieles noch Vision ist, wird sich das Leben der Menschheit einschneidend ändern. Auch im Berufsleben. Und es braucht Menschen, die diese Technologien alltagstauglich machen können.
JK: Das heißt, eine IT-ausgerichtete Spezialisierung im Rahmen der Ausbildung macht weiterhin Sinn?
Dr. Kaselowsky: Unbedingt. Wie gesagt, unsere alltägliche Arbeit unterliegt einem spürbaren Wandel. Laptops und computergestützte Anwendungen sind heutzutage kaum noch wegzudenken. Während aber anfänglich hauptsächlich Textverarbeitung, Präsentation oder einfache Berichte von den Angestellten verlangt wurden, wird heute deutlich mehr seitens der Unternehmen gefordert.
JK: Sie meinen den Umgang mit Daten?
Dr. Kaselowsky: Ganz genau. Und das gilt übrigens branchenübergreifend. Für den Biologen genauso wie für den Soziologen oder den Betriebswirtschaftler. Sie alle eint: Es gibt eine Menge Daten. In der Wissenschaft und in der Wirtschaft. Die Frage ist immer: Was mache ich daraus? Data Science lässt grüßen!
JK: Sie meinen also, man sollte dieses Fach studieren? Es werden ja momentan eine Menge Data Scientists gebraucht. Oder wird das überbewertet? Werden die Studenten am Markt vorbei ausgebildet?
Dr. Kaselowsky: Keinesfalls. Aber es geht um viel mehr als um diese maßgeschneiderten Spezial-Studiengänge, die sehr vielfältige und aus meiner Sicht auch sehr gute Angebote haben. Es wird darüber hinaus auch für Studierende fast aller Fachrichtungen immer wichtiger, sich Grundlagen und Techniken anzueignen, um mit Daten umzugehen. Und diese dann auf dem eigentlichen Fachgebiet anwenden zu können.
JK: O. K., aber wie mache ich das als Student konkret, wenn so etwas nicht in meinem Studiengang angeboten wird? Mein Fach abbrechen und wechseln?
Dr. Kaselowsky: Nein! Da kann man natürlich erst mal jammern – aber das hilft ja nicht. Also liegt die Verantwortung dafür beim Studenten selbst. Es gibt genügend Angebote. Nehmen Sie beispielsweise die MOOCS (= Massive Open Online Courses, Anm. der Red.). Zehntausende nehmen an solchen Kursen teil, die gibt es zu jedwedem Thema. Open Source Communities sind ein weiterer Tipp. Aber ganz ehrlich, wer es richtig machen will, der … naja … (zögert).
JK: Ja? Was?
Dr. Kaselowsky: Naja, das ist eigentlich ein Geheimtipp … Ich weiß ja nicht, ob ich den einfach so verraten soll?
JK: Jetzt kommen Sie schon!
Dr. Kaselowsky (druckst herum): Na gut, ich denke, Ihr Blog wird ja jetzt nicht soooo oft gelesen …
JK: Also, ich darf doch sehr bitten!
Dr. Kaselowsky: Schon gut, schon gut (seufzt) … Also, es gibt da ein Unternehmen, das sowohl Software als auch Begleitmaterialien wie Videotutorials, E-Learnings und Testdaten für Studenten kostenfrei zur Verfügung stellt … fürs Selbstlernen … mehr will ich aber nicht sagen.
JK: Unglaublich! Das ist doch gar nicht möglich! Das wäre ja sozusagen „experience your new possible”!
Dr. Kaselowsky (lächelt selig seufzend): Genau!
JK: Also zählt die Eigeninitiative, wie bei IKEA-Möbeln … Eine letzte Frage: Wenn ich jetzt immer auf Partys gehe und auch noch nach Italien, wie Sie anfangs geraten haben, mal ehrlich, woher nehme ich dann nach einem Semester Chianti noch die Motivation, mir zusätzlich eine Art Nebenfach aufzuhalsen?
Dr. Kaselowsky (sein entrücktes Lächeln weicht einem Funkeln in den Augen): Aus den vielen Einladungen zu den Vorstellungsgesprächen, die Ihnen bevorstehen. Glauben Sie mir, wenn Sie in Ihrem Lebenslauf Data Science Skills vorweisen können, zusätzlich zu Ihren (Haupt-)Qualifikationen, dann sind Sie ein gefragter Mann – und können bald selbst die Partys schmeißen!
JK: Herr Dr. Kaselowsky, ich danke Ihnen für das angenehme Gespräch!
Anmerkung des Autors: JAAAA, das ist natürlich auch ein bisschen Werbung in eigener Sache – mit Augenzwinkern, wie Sie hoffentlich bemerkt haben. Kommentare wie immer willkommen! Und bitte machen Sie sich keine Sorgen: Ich habe keine gespaltene Persönlichkeit, mir und Dr. Kaselowsky geht es allerbestens, wir sehen keine weißen Kaninchen und leben auch nicht (mehr) mit einem Känguru zusammen!
Bis neulich!