Jung, modern, 50 Prozent Frauen AI#25

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Euer Warten hat ein Ende. Eure Zukunft ist da. Sie ist gelandet, sanft und sachte hat sie sich breit gemacht. Alle eure Visionen über das Neue Arbeiten sind Realität. Ihr fragt: Wie jetzt? Ist das ein Witz? Überall wird doch gefordert: Her mit den flexiblen Arbeitszeiten. Her mit Homeoffice für Alle. Her mit gleicher Bezahlung für die Frau. Her mit mehr Frauen in Tech-Firmen. Her mit Diversity in den Etagen. Her mit Jung und Alt in Meetings.

Ja, dort bei euch mag das Vision sein. Hier aber, bei L-One Systems, ist es schon längst Firmenkultur. Euer Begehr ist bei diesem kleinen und feinen Start-up Programm. Ihr kennt L-One nicht, stimmts? Der Name ist abgeleitet von Lonely. Aber daran liegt es nicht, dass L-One noch unbekannt ist. Woran liegt es denn, Herr Bertko?

Bertko ist der Mann für’s Grobe bei L-One. Der Elektromechaniker sorgt für die stabile Kundschaft und für die stabile Entwicklung des Geschäfts, denkt über Stratgien und den richtigen Schliff beim Produkt nach. Kollegin Sabine Gruppe ist die Frau für’s Außen. Sie kommuniziert und könnte, wenn sie wollte, auch auf die Frage antworten. Doch wir fragen Bertko, was der Grund für diese relative Unbekanntheit sei.

Das liege an der Geschäftsidee Outstaffing. „Wir vermitteln unsere Softwareentwickler in Damaskus, Syrien, an Unternehmen in Deutschland als permanente Remote-Mitarbeiter'innen. Unsere Kunden sprechen nach einer Weile selbstredend von ihren Mitarbeiter'innen, schließlich sind sie jeden Tag virtuell vor Ort. Da wird unser Firmenname nicht jeden Tag genannt.“

Wenn L-One remote sein Personal von KI-Spezialisten zur Verfügung stellt, sind das eben dessen Mitarbeiterinnen - für diesen Zeitraum wohlgemerkt. Der Kunde bleibt Projektowner und auch die technische Leitung hat er. L-One übersetzt die Wünsche der Kunden in Software. Was ein großer Vorteil ist, denn die Knappheit von Data Scientists am Markt hinterlässt überall ihre Spuren.

Ist das nicht typisches Dienstleistertum von Personalunternehmen bloß mit spezialisiertem Personalangebot? Olaf Bertko, der Mann für’s Grobe, sagt „nein“. Sabine Gruppe, die Frau für’s Äußere pflichtet ihm bei. Zur Erklärung müsse man in die junge Historie des Start-ups blicken: Das Team wurde vor 10 Jahren gegründet. Lionel Born hatte seinem Freund - einem Gärtner - helfen wollen. Buchhaltung und Administration wollte der auf Vordermann bringen. Und weil Born selber grad Informatik studierte, bot sich dies als Experimentierfeld an.

Grabgestaltung per Smartphone

Dieses Etwas, das dann entstand, nannte er Shaufel. Eine Software, die nicht bloß Zahlen zu Jahresbilanzen addiert. Das wäre zu simpel. Mit ihr können Friedhofsgärtner auf ihrem Smartphone sehen, wie das Beet auf einem Grab gestaltet und gepflegt werden muss und können ihre Arbeit mit Fotos dokumentieren. Heute, längst verkauft an Leute, die viel besseres damit vorhaben, widmet sich L-One lieber weiteren Programmierkünsten, dazu gehört auch Künstlichen Intelligenz oder das sogenannte Natural Language Processing (NLP). Gemeinsam mit seinem Kumpel Feras Tanan, der Syrer ist, hat er ein florierendes Business mit über 30 Mitarbeiter’innen aufgebaut: In Darmstadt und Damaskus zugleich.

Lionel Born-LOne
Lionel Born, Gründer L-One

Die Digitalisierungsarbeiten von L-One sind sehr vielseitig. „Ein Kunde bekommt von den L-Oner‘innen Satellitendaten ausgewertet, um kenianische Bauern über die Fruchtbarkeitszonen ihrer Felder zu informieren. Ein anderes Projekt entwickelt intuitive Nutzer-Interfaces für Roboter. Andere Projekte migrieren komplexe Datenbanken oder verbinden unterschiedliche Cloud-Dienste für individuelle Anforderungen“, erzählt die Frau für's Äußere Sabine Gruppe. Und man prüfe klug, welcher Ansatz für welchen Kunden der richtige sei: „Wir hatten tatsächlich schon Anfragen nach NLP-Lösungen und haben gemeinsam mit den Kunden festgestellt, das die beste Lösung für deren Problem mit NLP gar nichts zu tun hat.“

Ohne verlässliche Mitarbeiter’innen geht das alles nicht.

Die teure und knappe Ressource Softwarentwickler‘in in Deutschland könnte Born natürlich zu schaffen machen. Doch er schaut nicht auf das was hier nicht geht, sondern auf das, was in Damaskus geht: „Die junge Generation dort ist hervorragend ausgebildet.“ Und damit ist das Geschäftskonzept komplett. Das Entwickler‘innenteam wurde dort aufgebaut und arbeitet aus der internationalen Zone von Damaskus heraus. Noch, denn das Office platze aus allen Nähten, sagt die Frau für’s Äußere. Man benötige neue Flächen, um dem Kundenbedarf weltweit zu decken. Aber, schiebt sie hinterher: „Unsere Kunden merken das gar nicht. Jeder hat einen deutschen Ansprechpartner und wir achten darauf, dass unsere Kolleginnen nach sehr gutem, syrischem Standard bezahlt werden." Die Mitarbeiter‘innen würden sehr sorgsam gecastet: sowohl der Einstellungsprozess in Darmstadt, als auch in Damaskus klopfe Kandidat‘innen neben der fachlichen Eignung sehr ausführlich auf persönliche Werte ab.

Jung und alt kombinieren

Darauf kann sie stolz sein, denn das ist ja auch irgendwie Entwicklungshilfe, die L-One betreiben. „Hinter jeder unserer Mitarbeiterinnen stehen Familien, die so natürlich versorgt sind.“ Grob gesprochen nennt sich dieses Konzept dennoch Outstaffing. Doch es geht weniger darum, Personal zu verleihen, sondern vielmehr darum, IT-Progarmmierer‘innen remote zu entsenden, die den Hunger auf Digitalisierung von Unternehmen aus allen Branchen stillen können. Wer selbst die Expertise nicht im Haus hat, kann bei L-One anklopfen.

Das Business brummt. Gerade jetzt, da die Situation jeden zwingt, remote zu denken und zu agieren. In dieser Zeit der Neuorientierung müssen auch Geschäftsmodelle angepasst werden. Daran arbeiten sich die Unternehmen ja gerade alle ab. Liegt darin die Zukunft: Personal nicht akribisch und fast schon neurotisch in den eigenen Räumen zu halten, sondern ihnen die Bedingungen für flexibles Arbeiten von wo auch immer auf dieser Welt zu bieten? „Es wird immer offensichtlicher, dass das das Modell der Zukunft ist. Darin liegt übrigens auch die Quelle von Inspiration und Kreativität,“ schließt Bertko, der Mann für’s Grobe, unser Gespräch ab.

Schlussgedanke: Was hat es mit dem Jung und Alt in Meetings bei L-One auf sich? Bertko und Gruppe sind aus den 60ern. Ihre Kolleg’innen, inklusive Chef, könnten ihre Kinder sein. „Der gesunde Mix ist uns wichtig. Wir können am Markt am besten bestehen, wenn wir die Erfahrungen der älteren mit der Innovationskraft der jüngeren kombinieren“, antwortet Born.

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Andrea Deinert

Journalist // Blogger for AI and Data Science // Data Science Community Liaison // Academic Liaison || Portraits opinion leaders from politics, society and research to reveal the meaning of AI and ethics for future society.

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