IDV: Banken müssen Spagat zwischen Flexibilität und Governance schaffen

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IDV (Individuelle Datenverarbeitung) ist ein Thema, das in den Banken als Teil von BCBS 239 seit Langem kritisch diskutiert wird. Ruppert Jaeschke betreut und berät seit fast 15 Jahren zahlreiche deutsche Banken im Umfeld Business Intelligence und SAS. Er hat eine klare Meinung zu diesem regulatorischen Thema. Frage: Welche Schmerzen haben die Banken mit der IDV?

Das Thema IDV treibt Banken seit vielen Jahren um, ohne dass sie es in den Griff bekommen. Es gleicht einem Kampf gegen die Hydra. Der Druck der Regulierung wächst ständig und bringt die Finanzinstitute in eine Zwickmühle. Auf der einen Seite zwingt dieser Druck Banken, viele ihrer Business Managed Applications abzulösen. Auf der anderen Seite lässt gerade diese hohe Projektlast der IT-Abteilungen neue Formen der IDV in den Fachbereichen wachsen.

Warum gibt es heute überhaupt noch IDV? Warum wurde sie nicht längst durch standardisierte Projekte abgelöst?

Fachbereiche brauchen ein hohes Maß an Flexibilität und Reaktionsfähigkeit jenseits starrer IT-Release-Zyklen. Das beste Beispiel sind die Risikoreporting-Prozesse in den Banken. Starre DWH-Ansätze mit einem Standardreporting-Tool on top scheitern. Typische Anforderungen sind stattdessen:

  • agile Entwicklung statt starrer Fachkonzepte (Rapid Prototyping),
  • Beantwortung von Ad-hoc-Anfragen aus dem Management, z. B. bei Sonderprüfungen,
  • die Möglichkeit, ad hoc Daten aus externen Datenbanken oder Rohdaten aus Excel beziehungsweise CSV-Daten nutzen zu können,
  • Fähigkeiten für das Stresstesting sowie Simulations- und Szenariorechnungen.

Wie kommen Unternehmen denn zu einer Lösung bezüglich IDV?

Meines Erachtens gibt es zwei grundlegend verschiedene Lösungsansätze: beschreiben oder ändern. Das heißt, entweder versuchen Banken, eine IT-Governance über bestehende IDV-Anwendungen zu stülpen. Zum Beispiel, indem sie Lösungen wie Microsoft Sharepoint oder Subversion einsetzen, um vorhandene MS-Office-Welten zu strukturieren. Dies ist der Ansatz des Beschreibens. Oder Banken verfolgen den Ansatz des „Change“, indem sie neue Plattformen schaffen, die auf der einen Seite die Compliance-Anforderungen erfüllen und auf der andern Seite die notwendige Flexibilität für Fachbereiche liefern. In der Realität erleben wir beide Ansätze oder eine Kombination aus ihnen.

Was ist der Vorteil des Änderns gegenüber dem Beschreiben?

Ist eine IDV-Plattform erst einmal aufgesetzt, bietet sie ein stabiles und gleichzeitig flexibles Fundament, das viele IDV-Anwendungen ablösen kann. Gerade im Risikomanagement haben wir einige überaus erfolgreiche Projekte umgesetzt mit hervorragender Akzeptanz sowohl im Fachbereich als auch in der IT. Der Erfolgsfaktor ist dabei eine Kombination aus dem passenden Modell zur Zusammenarbeit von IT und Fachbereich sowie Software, die dies unterstützt.

Lassen sich diese Synergien generell auf Basis bestehender Software erschließen?

In den Projekten müssen beide Seiten, IT und Fachbereiche, „Kompromisse“ eingehen. In der Realität haben sich Ansätze mit klar definierter Arbeitsteilung zwischen diesen beiden Seiten bewährt. Eine besondere Herausforderung: das Austarieren von Flexibilität und Governance. IT-Abteilungen liefern oft die falschen Lösungsansätze, indem sie analytische Anwendungen in starre IT-Prozesse pressen wollen, ohne dass Fachbereiche fachlich notwendige Eingriffsmöglichkeiten (Korrekturen, Kommentierung …) haben. In aktuellen Big-Data-Analytics-Projekten sind derweil auch schon ganz andere Formen der Zusammenarbeit zwischen IT und Fachbereich anzutreffen.

Ist Big Data die nächste IDV?

Wesentliche Charakteristika von Big-Data-Projekten gleichen frappierend denen von IDV-Anwendungen: Der Fachbereich sucht sich aus einer losen Datensammlung geeignete Daten zusammen, wendet komplexe Business-Logik an und reicht die Ergebnisse als Report an das Management weiter. Diese Berichte können als Basis für weitreichende Geschäftsentscheidungen dienen. Insofern gibt es hier tatsächlich eine Analogie. Dazu kommt, dass in den Big-Data-Projekten unserer Kunden das Thema Governance zunehmend mehr Raum einnimmt.

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About Author

Christian Engel

Based in Germany, Christian Engel is a Head of Banking experts and advisors for SAS

Christian Engel has lead a group of strategic business analytics advisors for key SAS accounts since 2006. His academic background is in mathematics and he completed his Diploma degree with concentrations in Operations Research in 1996 in Darmstadt. His day-to-day work involves calculating the value contribution of analytics software, optimizing analytic platforms for departments, and innovation projects related to new software technologies.

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