Was BCBS 239 mit Aufräumen zu tun hat

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Als ich gestern Abend nach Hause kam, war meine Frau ein wenig gereizt. Ausnahmsweise war ich nicht Schuld, abbekommen habe ich ihre schlechte Laune trotzdem. Grund war, dass sie zum wiederholten Male das Kinderzimmer unseres vierjährigen Sohnes aufräumen musste. Gut, ich gebe zu, ein wenig wild sah es schon aus. Überall lagen im Zimmer verteilt diverses Spielsache herum: Lego Duplo-Bausteine, Holzklötze, Playmobilfiguren, Puzzleteile und Malstifte, um nur die wesentlichen Bestandteile zu nennen.

Kinderzimmer

-----------Stichwort BCBS 239 ------------

Ich habe nur gesagt: „Du Schatz, mach Dir keine Sorgen, bei den Banken sieht es mit ihren Daten auch nicht viel besser aus.“ Ich fand das lustig. Sie nicht. Was macht man also: Man versucht den Sohnemann dazu zu bewegen, sich bei der Beseitigung des Chaos zu beteiligen. Lego in die eine Kiste, Holzklötze in die andere, Stifte in die Schublade und so weiter. Und am nächsten Tag wieder von vorne.

Auch bei Banken herrscht häufig Unordnung

Aber mal im Ernst: Auch Banken stehen häufig vor der Herausforderung, dass in ihren Daten eine gehörige Portion Unordnung herrscht. Oftmals weiß niemand so genau, wo die Daten sind, woher sie kommen, was sie genau aussagen und wer sie erzeugt hat. Mitarbeiter verbringen also viel Zeit damit, die richtigen Daten, die sie bspw. für bestimmte Auswertungszwecke benötigen, zu finden. Kommt eine neue Anfrage hinzu, beginnt das Spiel von vorne. Wäre es da nicht zielführend, ein wenig aufzuräumen und Struktur in die Daten zu bringen? Zielführend wäre es sicherlich, gemacht haben es trotzdem die wenigsten. Das hat irgendwann die Aufsicht (also meine Frau) auch erkannt und beschlossen, die Banken (also meinen Sohn) dazu zu verpflichten, regelmäßig aufzuräumen.

Konkret bedeutet dies, eine (Data) Governance zu etablieren, in der genau festgelegt ist, in welche Schublade und Kiste bestimmte Daten kommen. Dies gilt aber nicht nur für Daten sondern auch für sämtliche Kennzahlen, die in den Berichten auftauchen. Und diese Schubladen und Kisten werden dann mit den folgenden Informationen beschriftet:

  • Quellsystem
  • Fachliche und technische Zuständigkeit (Data Owner)
  • Fachliche Bedeutung
  • Data Lineage (inkl. Ursachen- und Auswirkungsanalyse)

Als Ergebnis erhält man ein sogenanntes Business Glossar (auch Data Dictionary genannt). Hierbei handelt es sich um ein Verzeichnis aus der Gesamtheit aller Informationen, die als sogenannte Metadaten zu den einzelnen Daten und Kennzahlen gespeichert werden.

Keine einmalige Übung, sondern ein fortlaufender Prozess

Hinzu kommt aber eine weitere Herausforderung: Denn diese Aufräumaktion ist keine einmalige Übung. Es kommen neue Quellsysteme hinzu und alte werden abgeschafft, die Aufsicht erschafft neue aufsichtsrechtliche Anforderungen die neue Daten benötigen (bspw. AnaCredit), das Datenmodell im DWH ändert sich etc. Es gibt zahlreiche Gründe, warum sich in der Daten- und Kennzahlenlandschaft etwas ändert und die (Data) Governance an die neuen Realitäten angepasst werden muss. Governance ist demnach ein fortlaufender Prozess und nicht eine Maßnahme, die einmalig durchgeführt wird. Und dies wiederum bedarf einer entsprechenden Aufbau- und Ablauforganisation, die klar definiert, wer diese Aufgaben übernimmt, wer welche Befugnisse hat und wie die Prozesse ausgestaltet sein müssen.

Wie kann Software den Prozess unterstützen?

Vorneweg: Software allein löst das Problem nicht. Aber Software kann den Prozess unterstützen, indem sie bspw. den Workflow definiert, wie ein Glossar(eintrag) erstellt wird. Darüber hinaus besteht die Unterstützung darin, dass das Tool nicht stand-alone betrieben wird sondern mit der „Realität“ verknüpft wird. Bspw. können Metadaten automatisiert ausgelesen und importiert werden. Ein weiterer Mehrwert ist die Möglichkeit, die Data Governance um die Datenqualitätsmessung zu ergänzen. Denn es geht nicht nur darum zu definieren, wie die Daten sein müssten sondern auch um die Kontrolle, ob die Daten und Kennzahlen hinsichtlich Vollständigkeit und Richtigkeit den gesetzten Erwartungen entsprechen. Um es auf das Kinderzimmer zu übertragen: Schauen Sie regelmäßig in die Playmobil-Kiste, ob sich dort nicht ein Bauklotz eingeschlichen hat.

Meine Empfehlung daher: Fangen Sie mit dem Aufräumen heute an. Aber seien Sie nicht enttäuscht, wenn Sie morgen schon wieder aufräumen müssen. Meine Frau hat sich auch daran gewöhnt. Und ich habe gleich mal die Schubladen beschriftet. Seitdem hat sie wieder bessere Laune.

Tags BCBS 239
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Matthias Piston

Risk Management Expert

In my role as Risk Management Expert I advise banks to design architectures and processes to fulfill legal requiremenets and drive business value from it. My particular focus is helping people involved in the compliance process to automate data preparation tasks so that their time and energy can prioritize more impactful analysis. | In meiner Position bei SAS als Risk-Management-Experte berate ich Banken bei der Entwicklung von IT-Architekturen und Prozessen, damit sie den rechtlichen Anforderungen entsprechen können und schaffe damit Mehrwert für diese Kunden. Mein Beratungsfokus liegt dabei auf der Unterstützung der Fachbereiche. Hier müssen Prozesse automatisiert und standardisiert werden (bspw. bei der Datenaufbereitung). Das ermöglicht es den Kunden, mehr Zeit auf die fachliche Bewertung zu legen und sich weniger um die Daten kümmern zu müssen. Denn Ursachenforschung ist für unsere Kunden wichtiger als Datenbeschaffung und Datenbereinigung.

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