Hier rückt eine Branche in den Fokus, von der man wenig liest. Die Öl- und Gas Industrie scheint verschlossen, man bleibt unter sich; diese Branche umweht etwas Diskretes. Nach vielen Monaten ist es unserer Redaktion #Innovateyourmind gelungen, ein Interview mit Wintershall Dea zu bekommen. Mag sein, dass es am Thema liegt, Neue Technologien verbinden ja und KI erst recht; das uns leitende Stichwort lautet Effizienzsteigerung und das betrifft jede Industrie, jede Abteilung und jedes Land.
Kompetenz Suche Zukunft
Digitalisierung impliziert, dass Unternehmen nach ganz anderen Kompetenzen Ausschau halten müssen, beziehungsweise dass sich vorhandene Kompetenzen weiterbilden. „Data Science gleich Change“ ist eine Gleichung, die Kathrin Dufour als unsere Gesprächspartnerin ernstnimmt. Sie ist bei Wintershall Dea verantwortlich für die Themen Digitalisierung und Technologie und blickt somit auch auf Kompetenzen und deren Entwicklung. Beginnen möchten wir mit der Frage, was aus ihrer Sicht Effizienzsteigerung bedeutet und wie genau Künstliche Intelligenz in ihrem Hause helfen soll.
Reden wir über Prozesse, Prozessführung oder die Produktion, Verwaltung oder reden wir erst mal über einen Change in den Köpfen, Kathrin Dufour? Wir reden über alles gleichzeitig. Das Thema Kompetenzen aufbauen ist ebenso wichtig wie die eigentliche Implementierung einer digitalen Lösung. Für die Kompetenzentwicklung konzipieren wir gerade eine digitale Lernakademie. Die ist ein fester Bestandteil unseres Transformationsprozesses.
Sie stellen wahrscheinlich fest, dass Sie gänzlich neue Kompetenzen brauchen im Zeitalter von Digitalisierung? Richtig, in den letzten Jahren haben wir verstärkt Kolleginnen mit Kompetenzen im Data Science Bereich eingestellt sowie in unserem Nachwuchsprogramm einen Trainee für Data Science . Vorher waren unsere Neuzugänge fachlich eher verankert in Technik oder Finanzen. In unserem Team haben wir agile Coaches, um den Kollegen neue Arbeitsweisen, wie Arbeiten in agilen Teams und agiles Projektmanagement zu vermitteln und diese mit der klassischen Öl- und Gas Industrie zu verbinden.
Traditionsunternehmen haben es auf ihrer Reise, digitaler zu werden nicht leicht, deshalb die Akademie … ? Ehrlich gesagt wurde das Thema Kompetenzaufbau meiner Meinung nach bislang von viel zu vielen in unserer Branche viel zu lange, viel zu sehr unterschätzt. Darum müssen wir uns alle kümmern. Es gibt seit einem Jahr bei uns ein Team, das alle Abteilungen bei der Implementierung von digitalen Projekten und dem damit einhergehenden Veränderungsprozess begleitet. Schon, wenn wir beginnen, über eine digitale Lösung nachzudenken, kommt dieses Team mit ins Projekt.
Eine Welt im Wandel, nicht nur fachlich, oder? Sich verändernde Arbeits- und Denkweisen: Damit müssen wir uns auseinandersetzen. Hierbei kommen auch die unterschiedlichen Kulturen, in denen wir aktiv sind, zum Tragen. Ziel ist, alle mitzunehmen. Denn jeder hat andere Bedürfnisse und Kenntnisse, ein anderes Vorwissen und andere Interessen.
Abgesehen von den menschlichen Kompetenzen, wie setzt Wintershall Dea digitale Lösungen strukturell um, wie gehen Sie vor? Hauptsächlich suchen wir für unsere Produktionsstätten nach digitalen Lösungen wie unser Energie Management System; wir können nachverfolgen, wieviel und welche Energie wir im Produktionsprozess verbrauchen und wo wir Energie reduzieren können. Wichtiger Hebel für unser erklärtes Nachhaltigkeitsziel. Auf den Plattformen in Norwegen und auf der Mittelplatte in Deutschland kommt dies zum Einsatz.
Datenstrukturverbesserungen
Die Öl- und Gas Industrie ist eine sehr datengetriebene Industrie, dennoch hört man selten von ihr im Zusammenhang mit KI, woran liegt das? Wir stehen eigentlich noch am Anfang beim Zunutze machen von digitalen Technologien und insbesondere AI, sehen hierin aber großes Potential. Erstmal muss jedoch die nötige Datenstruktur verbessert werden: KI basiert auf brillanter Datenqualität. Noch liegt unser Fokus auf dem Einsatz von AI, um wiederkehrende Arbeiten zu vereinfachen. Wir arbeiten aber bereits an AI Lösungen zur Störfallprävention und der Effizienzsteigerung unserer Produktion.
Wie gehen Sie vor, wenn Sie eine Innovation gestalten wollen? Die Wintershall Dea ist doch sicher auch als Innovationsschmiede zu begreifen? Unsere Brutstation, also unser Innovation Management Bereich, versucht, zwei Mal im Jahr Innovations Incubations durchzuführen, also ein größeres Innovationsprojekt auf die Beine zu stellen, das unser Unternehmen in neue Bereiche führt, die uns wettbewerbsfähig halten und fit für die Zukunft.
Das hört sich leichter an als es wahrscheinlich ist? Das ist wohl wahr! Unser Geschäft leitet uns. Völlig losgelöst und unvoreingenommen gehen wir in diesen Denkprozess. Projektteams gehen frei in die Ideenfindung. Natürlich kommen auch Expertinnen aus den operativen Einheiten dazu. Daneben gibt es den normalen Prozess, bei dem digitale Lösungen für das Tagesgeschäft installiert werden. Zuerst fragt man bei den operativen Einheiten nach, welche Problemstellungen die Kollegen sehen. Manche brauchen eine Visualisierung für den Produktionsstrom, oder wollen Pumpenausfälle prognostizieren und und und.
Entwickeln sie inhouse? Das kommt darauf an. Wir bewerten immer genau, woher die Lösung kommen kann: extern einkaufen und weiterentwickeln oder hat ein Bedarf sogar das Zeug für einen digitalen Use Case: Den machen wir dann selbst.
Herzlichen Dank für das Gespräch.