„Künstliche Intelligenz ist für uns ein Allzweckwerkzeug“, konstatiert Ronny Schüritz. „Mit künstlicher Intelligenz wird es nämlich erstmals möglich, komplexe Muster automatisiert zu erkennen, die vorher nicht sichtbar waren. Das hilft uns für jeden Lebensbereich, schnellere und vor allem fundierter Entscheidungen zu treffen“, sagt sein prenode-Gründungspartner Robin Hirt.
KI werde das Leben nachhaltig verändern, sind sich beide sicher. Schüritz und Hirt sind in diesem Punkt einig mit der baden-württembergischen Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Theresia Bauer. Sie bezeichnet KI zwar nicht als Allzweckwerkzeug, sondern als „unglaublich mächtige Schlüsseltechnologie, die man für alles mögliche einsetzen kann. Zum Beispiel, um die Welt besser zu verstehen und um einen neuen Blick auf sie zu bekommen. KI ermöglicht es uns, evidenzbasierter zu entscheiden.“
Die beiden prenode-Inhaber gehen bei dieser Schlüsseltechnologie nun um einen Schritt weiter: sie nutzen das so genannten Federated Machine Learning (FML). Denn „die Krux beim Thema Künstliche Intelligenz sind die zur Verfügung stehenden Daten, auf denen ich meine KI-Modelle trainieren kann und die IT-Umgebungen, in denen ich meine KI einsetzen möchte. An beides muss ich als Unternehmen denken“, sagt Schüritz.
Mit FML können Firmen jetzt dezentral KI entwickeln, ohne zur Datenkrake zu werden. Will sagen, dass KI-Features in Produkte und Services gebracht werden, ohne in umfänglichem Maße Daten von ihren Kunden zu sammeln, um diese dann fern der Heimat in einer Testumgebung eines Start-ups auf KI-Algorithmen zu trainieren.
Blicken wir mal auf das große Ganze
Software-Hersteller bekommen ihre Daten ja üblicherweise von den Kunden übermittelt, um mit diesen Daten die KI-Algorithmen zu trainieren. Das stellt sich immer mehr als Hindernis heraus. Um gut zu trainieren, müssen die Datenmengen nämlich möglichst groß sein. „Je mehr Daten wir haben, desto intelligenter wird der Algorithmus“, sagt Hirt.
Auch das müsste Wasser auf die Mühlen ihrer Wissenschaftsministerin Theresia Bauer sein. Denn hier leisten Schüritz und Hirt einen wichtigen Beitrag zum Datenschutz. Weil ja eben diese übliche Vorgehensweise zum Problem werden kann. Gerade wenn die Unternehmen oder Organisationen mit sensiblen Daten arbeiten. Diese Institutionen übermitteln ihre Daten natürlich äußerst ungern für Trainings- und Testzwecke. Auch bei den Bürgerinnen ist die Skepsis in Sachen Datenschutz sehr groß.
Wie geht es weiter bei prenode? Derzeit arbeiten die Start-upler mit sehr innovativen Unternehmen zusammen. Mit ihnen versuchen sie, ihre Software so zu standardisieren, dass sie für alle anwendbar wird, auch bei denen, deren Umgebung noch lange nicht soweit ist. „Die machen dann einen riesen Schritt nach vorne, weil sie ihre Produkte mit uns relativ einfach um KI-Features erweitern können“, beschreibt Schüritz.
Können Sie uns ein Beispiel nennen? Nehmen wir beispielsweise Krankenhäuser. Auch sie erstellen Auslastungsprognosen oder wollen wissen, welcher Patient welchen Bedarf nach einer Operation haben wird. Man kann sich leicht vorstellen, dass das alles sehr sensible und kritische Daten sind, die die Krankenhäuser schon aus rechtlichen Gründen gar nicht herausgeben dürfen. Doch der Druck, Ressourcen wirtschaftlich zu planen, sei dennoch hoch und könne mittels KI deutlich verringert werden.
„Wir generieren KI, ohne Daten zu klauen.“
Die ERP-Hersteller, die diesen Häusern IT-Produkte verkaufen, könnten die prenode-Lösung nutzen um zusätzliche KI-Services anzubieten. Natürlich läuft das alles im Hintergrund. „Da muss sich unser Kunde nicht mehr drum kümmern.“ Ein weiteres gutes Beispiel, wo sensible Daten vorhanden sind, ist die Wartung von Industriemaschinen. Ausfälle kommen zwar nicht oft vor. Doch wenn, dann wird es kostspielig. Schüritz und Hirt wenden also auch hier ihre neue Methode an: „Algorithmus, du lernst lokal auf der Maschine.“
prenode trainiert KI-Modelle dezentral in den Umgebungen von Unternehmen und Organisationen. Sie lernen vor Ort das, was sie lernen müssen. Ronny Schüritz und Robin Hirt sind promovierte Wirtschaftsinformatiker vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und können damit auch gleich manch Rückständigkeit in Sachen IT-Milieu aufmöbeln.
AI ist eine Artikelserie, die Start-ups und Corporates vorstellt, die Artificial Intelligence (AI) so einsetzen, dass gesellschaftlicher Nutzen aus ihr erwächst. AI beleuchtet die Produkte sowie ihre Macher*innen dahinter - ihre Motivation und Visionen. Die Serie liefert auch einen kritischen Blick auf die ethischen Implikationen von AI. Sie will entmystifizieren und die nüchternen Fakten an die Oberfläche schwemmen.