AI Verein gegründet - AI #4

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Der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann hatte vor rund einem Jahr einen Impuls. Dieser kam zu ihm in Form einer Idee, eine KI-Initiative ins Leben zu rufen. Mit dem Ziel, aus ihr einen Verein werden zu lassen, sie also zu institutionalisieren.

Peter Feldmann, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt - SAS
Peter Feldmann, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt

Anfang Dezember 2019 fand die offizielle Gründungsveranstaltung dieses Vereins in der Frankfurt University for Applied Scienes nun statt. Wir sprachen mit Stefan Jäger. Als Referent im Büro des Oberbürgermeisters hat er bislang die Initiative koordiniert und wurde jetzt in den ehrenamtlich tätigen Vorstand des Vereins AI Frankfurt Rhein-Main e.V. gewählt. Wir sprachen mit ihm über den Sinn und Zweck dieses Vereins.

„Wie immer bei neuen Technologien, haben die Bürger Schwierigkeiten, sich vorszustellen, was in diesem Fall Künstliche Intelligenz eigentlich ist. Manchen macht das Angst.“ Und die wollen Sie mittels des Vereins beim Schopfe packen? „Aufklärung ist sicher eines der Ziele. Der Verein will Wissen erarbeiten und teilen. Nur mit Transparenz wird man die Menschen neugierig machen.“

Intelligent aber künstlich

Dabei ist die Definition gar nicht so schwer. Arezki Djelouadji, ein gern gesehener Meetup-Gast aus Frankreich, beschreibt KI sehr anschaulich. Seiner Meinung nach sei diese eine Box, in die man viele Technologien reinkippen könne wie Data Science, Machine Learning oder auch Deep Learning. KI werde es erst dann, wenn Algorithmen trainiert würden. Und dann hätten wir es mit Algorithmen zu tun, die intelligent seien, aber eben nur künstlich. Wer will, kann das auch als Bauernschläue bezeichnen. Denn Algorithmen würden nie intelligent. Bloße Algorithmen seien nutzlos. AI sei ein Katalysator, um Unternehmen zu transformieren. Aber ohne die Menschen gehe es nicht. Wenn die nicht mitgedacht würden und wenn die Algorithmen nicht in die Prozesse eines Unternehmens eingebettet würden, funktioniere das ganze Thema KI überhaupt nicht.

Doch zurück zu Stefan Jäger, der dabei bleibt, den Bürgern KI vermitteln zu wollen. Denn wir seien nicht mehr nur lediglich von einem leichten AI-Hauch umweht, AI habe uns erfasst. „KI verändert unser aller Leben in der ganzen Region.“

„Wie will der Verein die Bürger denn ansprechen, Herr Jäger, was schwebt Ihnen vor?“ „Wir erfinden das Rad nicht neu. Denkbar sind Veranstaltungen, Workshops, Formate, zu denen wir die Öffentlichkeit einladen. Man wird in Schulen und Universitäten gehen – in die VHS.“ Die Expertise, das Fachwissen, so Jäger weiter, das im Verein reichlich vorhanden sei – der „Upstream“ also - das gelte es auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Und Jäger wolle sozusagen auf den Downstream achten: nämlich die Gesellschaft zu informieren. „Und das ist genau die Aufgabe, die ich als Vertreter der Stadt im Club vornehmerweise anzunehmen habe.“

Von links nach rechts: Prof. Dr. Moritz Helmstaedter, Immanuel Schweizer, Dr. Thomas Tilli, Baki Irmak, Prof. Anne Riechert, Alfred Ermer, Prof. Dr. Kristian Kersting, Dr. Martina Klärle, Stefan Jäger (unser Gesprächspartner)

KI als Teamsport

Über 60 Gründungsmitglieder hat der Verein. Dazu zählen die Deutsche Börse, oder Pharmakonzern Merck, Kreditkartenanbieter Master Card Deutschland, die R+V Versicherung oder auch Fraport. Aber auch die Beiräte setzen sich aus Lokalmatadoren zusammen: Gunjan Bhardwaj, Gründer & CEO der Innoplexus AG, Chris Boos, Gründer & CEO von ARAGO, Shivaji Dasgupta, Leiter Künstliche Intelligenz und Daten für die Privatkunden der Deutschen Bank, Prof. Moritz Helmstaedter, Direktor Max-Planck-Institut für Hirnforschung, Thorsten Pötter, Chief Digital Officer SAMSON AG, Thomas Thiele, Think Tank Digitalisierung & Technik der Deutschen Bahn, sowie Harald Schöning, Vice President Research der Software AG.

„Wir wollen zeigen, was AI heute schon leisten kann und welche Technologien es gibt“, erläutert Alfred Ermer, Vorsitzender des Vereins. Und für Immanuel Schweizer von Merck geht es um den Forschungstransfer und darum, die Spitzenforschung in der Region voranzutreiben sowie die Player zu vernetzen. KI als Teamsport, der von den Bürgerinnen und Bürgern lebt und fachlichen Austausch anbietet, so sieht das Vereinsbeirat Professor Kristian Kersting, führender KI-Experte der TU Darmstadt.

Und was kommt jetzt, Herr Jäger? „Die Aktivschaltung unseres Netzwerkes. Anfang Januar wird es bereits die ersten Arbeitstreffen geben.“ Grundlage werde unter anderem eine Bestandsaufnahme sein, die in einer sogenannten Solution Map bereits erarbeitet wurde. Diese zeige seiner Meinung nach sehr deutlich, wie es um KI im Rhein-Main-Gebiet stehe.

Und das wäre wie? „Das Interesse an KI korreliere mit dem Fortschreiten der Technik.“ Was genau meinen Sie damit, Herr Jäger? „Es gibt einen inneren Zusammenhang zwischen steigender Rechenleistung und dem Fortschreiten der KI.“ Damit hat er wahrscheinlich recht. Und ebenso richtig ist wohl auch die Beobachtung von Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann, dass KI das Leben seiner ganzen Region umkrempeln werde- wie gesagt.

Und nun wären wir wieder am Ausgangspunkt unseres Gesprächs angekommen. Denn umso wichtiger erscheint es da doch, dass sich die Städte darum kümmern, den einfachen Bürger mitzunehmen. „Monemtan ist die Wirtschaft ja darauf ausgelegt, Skaleneffekte zu erzielen. Also in großem Stil Dinge zu produzieren mit immer demgleichen Aufwand und der einmal ausgedachten Methoden. Jetzt werden Produkte customized entstehen, ohne dass dafür signifikant mehr Kapital eingesetzt wird.“

Was meint er nun damit? Wahrscheinlich meint er damit, dass bei gleichem Einsatz etwas Individuelleres für den Kunden rauskomme, also weg vom Standardmassenprodukt hin zum Individualprodukt? „Richtig, und natürlich wird es unser Arbeitsleben verändern, aber wir wissen eben noch nicht genau wie. Diesen Wandel für die Mehrzahl der Bürgerinnen und Bürger positiv zu gestalten, das ist die Herausforderung, vor der wir alle stehen.“

Das sei Politik 4.0

Die Motivation für AI Frankfurt Rhein-Main e.V. sei übrigens nicht politischer Druck gewesen. Vielmehr sei sie das Ergebnis einer Erkenntnis gewesen, dass es sich bei KI um eine Querschnittstechnologie handele, von der eine ganze Region profitieren könne. Einen politischen Masterplan brauche es nicht unbedingt. „Ja, die Politik hat den Impuls geliefert. Die Initiative entstand in der Amtsstube. Jetzt müssen Wirtschaft und Wissenschaft an einem Strang ziehen und die Gesellschaft mitnehmen. Das könnte man vielleicht als Politik 4.0. bezeichnen“, sagt Jäger.

Herzlichen Dank für das Gespräch! 

Wie alles begann – Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann hatte im Oktober 2018 zu einem Roundtable eingeladen. Er wollte etwas für die Region tun – das war seine Ambition. Er wollte Themen eruieren, die die Region beschäftigen. Schnell landeten alle bei der Künstlichen Intelligenz. Gesagt getan: Alle durchforsteten Rhein-Main nach Kooperationspartnern. Man wollte einen Ort schaffen, an dem Expertise zusammenfließt, zur Verfügung gestellt und an dem Neues würde entstehen können. Sodann lud Feldmann ein – vom Dax-Konzern bis hin zu Hochschulen und Wissenschaft zur konkreten Ausbildung eines eben solchen Ortes, also dem AI Verein Rhein-Main. Interviews mit den Mitgliedern folgen.

AI Verein Rhein-Main e.V. - SAS

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Andrea Deinert

Journalist // Blogger for AI and Data Science // Data Science Community Liaison // Academic Liaison || Portraits opinion leaders from politics, society and research to reveal the meaning of AI and ethics for future society.

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