„Meetups transportieren einen ganz speziellen Mindset“, findet Johannes Fuhr von Predict42. „Wer in proprietären Strukturen lebt, geht da gar nicht hin.“ Worauf willst du hinaus, Johannes? Am besten lasse sich das, was er meint, mit einem Antibeispiel verdeutlichen. Der Data Scientist geht zu Meetups, weil er was helfen, beitragen und lernen will. Ihn umweht das Flair des Ungebundenseins, des Ich-bin-mein-eigener-Boss.
Und das sei der Unterscheid zu den klassischen Unternehmsvertretern, findet er, also denen, die in proprietären Strukturen arbeiten. Sie haben noch nicht das Prinzip des Miteinanders, des Gebens und Nehmens verinnerlicht. „Weil sie in Systemen gefangen sind, die eine solche Herangehensweise überhaupt nicht zulassen.“
Johannes ist ein gefragter Sprecher bei Meetups. Nicht, dass es für seine Zielgruppe keine klassischen Konferenzen gebe. „Nein, Konferenzen zum Thema Analytics gibt es durchaus.“ Aber da spüre man eben nichts von diesem speziellen Mindset, von dieser helfenden Aufbruchstimmung, die die Meetup-Szene kultiviert habe.
Johannes ist ein Verfechter des Füreinanders. Dort bei den Meetups der Data Science Community präsentiert er sein People Analytics Startup, diskutiert seine Gedanken mit dem Auditorium, um noch bessere Lösungen und Inspiration zu finden. Er betrachtet die Meetups übrigens auch als Jobbörse. Dort findet er Interessierte, die vielleicht sogar als Werksstudenten oder feste Mitarbeiter einsteigen wollen. „Data Scientists sind eine Rarität am Markt, dort finden wir sie.“
Und was noch? Meetups seien immer auch eine sehr gute Gelegenheit, sein eigenes Wissen zu erweitern. „Man ist in einem ganz anderen Lernkontext, es ist ein aktives Lernen.“ Man solle seinen eigenen Schreibtisch mal verlassen und neue Ideen treffen. Gerade der informelle Style erlaube es einem sehr einfach, mit anderen ins Gespräch zu kommen, um seine eigene Sache weiterzudenken.
Es gibt noch einen anderen Grund für ihn, auf Meetups zu sprechen. People Analytics ist im Data Science Bereich noch nicht Mainstream. Das, was er macht, ist noch eine frische Ausnahme, die aber sehr viel Business Knowhow im Vergleich zu anderen Data Science Usecases benötigt.
„Wenn ich noch nie Führung erlebt habe, kann ich nicht mitreden. Ich kann der beste Coder oder Mathematiker sein, aber die HR Probleme werde ich nicht verstehen und somit auch nicht lösen können.“ Und wer hätte das gedacht: Auch dieses findet er bei den Meetups. „Das Publikum rangiert von Von-Bis. Studierende, Absolventen, Doktoranden aber auch erfahrene Hasen finden sich dort zusammen.“
Aber jetzt mal ehrlich, Johannes, was hat sich denn für euch dort tatsächlich schon ergeben? Oder hast du uns von deinen Wünschen erzählt? „Nach dem Meetup in Frankfurt bei der Data Science Community sind tatsächlich beide Gründe eingetroffen. Wir haben uns mit Studenten und Leuten getroffen, die kurz vor dem Ende ihrer Promotion stehen und können sogar einem Kandidaten ein Jobangebot machen.“
Gute Ideen, offener Austausch, ungezwungen Wissen tauschen, das ist ja alles schön und gut. Aber reicht das denn wirklich? Jain, es gehe aus seiner Sicht vor allem um die Multiplikatoren in der Szene. Da sind die passiven Teile im Netzwerk, die sehr wichtig sind. Um sie zu erreichen, braucht man Multiplikatoren (wie Eldar). Das Netzwerk sei eindeutig Personen abhängig mit ein paar wenigen Opinionleaders.
Steht den HR Abteilungen nicht ein riesen großer Change-Prozess bevor? Na klar! Der HR-ler wird seine eigene Rolle neu definiere: weg vom passiven Prozessinhaber, hin zum aktiven und anerkannten Berater der Führungsriege. Er ist dann ihr Sparingspartner, der aktiv auf wichtige Entscheidungen Einfluss nimmt bzw. diese verantwortet.
Ist das denn realistisch, als Challenger ist der HR-ler doch gar nicht geboren?
Das verbuche ich unter lebenslanges Lernen. Er muss.
Details zu predict42 - Er und sein Partner, Dr. Thomas Görtz, haben ihre Marketing Analytics Expertise projeziert. Nämlich auf das Personalwesen. Sie haben erkannt, dass alle Modelle auch auf den HR Bereich übertragbar sind: Akquise, Abwanderung, Zufriedenheit, Engagement. Mit People Analytics lässt sich ein innerer Zustand einer Belegschaft analysieren. Dies ist ein Hype im Bereich Personalwesen. Noch hinken Personalabteilungen gute sieben bis acht Jahre hinter den Analyticsaktivitäten von Online-Marketers hinterher. „Über das klassische Reporting hinaus passiert da nicht viel.“ Doch das werde sich verändern. Weil die junge Generation danach verlange. Auch das bekommt Johannes auf Meetups wiedergespiegelt. Er sieht die zukünftige Rolle der HR-ler nicht nur aus Berufsethos im Wandel: Führungskräfte werden sich künftig Beratung von Personalexperten gefallen lassen müssen. Für diese seine Vision entwickelt Predict42 Prototypen zur Verprobung im Unternehmen. Wer dann begeistert ist, kann das Tool nach Belieben selbst optimieren.