Lenin hebt sein Glas: „Auf unsere digitalisierte Service-Flotte und das zehnte angebundene Werk!“ Ich proste zurück: „Auf Ihren neuen Job!“ – „Ach, ich mache das Gleiche wie vorher: Machine Learning – insbesondere für das Internet of Things …“ Der Kellner unterbricht: „Wer wollte noch Thunfisch-Nigiri?“ – „Internet of Thunfisch“, lacht Lenin.
Ich hake nach: „Das Gleiche? Wo Sie nicht mehr projektverantwortlich sind, sondern Group Lead ML&IoT?“ – „Unsere Zusammenarbeit wird jedenfalls intensiver“, meint Lenin: „Ich möchte Sie weiterhin als Berater schamlos ausnutzen.“ Er lächelt ein diabolisches Bolschewisten-Lächeln: „Und ich werde zukünftig mehr Themen haben als bisher. Kann gut sein, dass wir öfter Ausflüge machen wie letztes Jahr nach Ahhaus oder neulich nach Beheim.“ Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen; Lenin wird bolschewiken-rot.
In Beheim hatten wir mit Dr. Noh über Machine Learning und Wartungsdaten gesprochen, über Frühwarnung und vorausschauende Wartung – Visionen, die den eloquenten Rauschebart‑ und Hornbrillenträger umtrieben. Und dann zeigte er uns die Anlagen, für die er verantwortlich war: Erst eine Reihe Kessel, die mittels Drehrädern manuell eingestellt wurden, wobei die Einstellungen auf einem Block notiert wurden, der an einer Kette am ersten Kessel hing, später einige Drehmaschinen, an deren einer wir dem besten Dreher der Werkstatt zusehen konnten. Denn bei Maschinen aus der Vor-CNC-Zeit bestimmen die Fähigkeiten der Dreher die Qualität des Werkstücks …
„Zwei Fragen habe ich“, hatte Lenin seinen Angriff eingeleitet: „Erstens, haben Sie Daten? Zweitens, haben sie digitalisierte Daten?“ Dr. Noh geriet ins Stottern: „Noh, nee, nein … Ein paar Daten schon, ja …“ Er zeigte auf den Notizblock am ersten Kessel. „Ja … und … Ich hatte ja gesagt, dass wir hier ganz am Anfang stehen.“ – „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Datenanalysen mit Daten besser funktionieren als ohne“, ätzte Lenin und empörte sich: „Sie wollen den zweiten Schritt vor dem ersten machen!“
Ich hatte eine Pause vorgeschlagen und dann erzählt, wie in anderen Projekten durch Retrofitting, also digitale Aufrüstung alter Maschinen, und Digitalisierung der papierenen Datenhistorie, die Basis für vorausschauende Wartung gelegt worden war. „Ja“, bestätigte Lenin, „so kommen wir von der Utopie zur angewandten Wissenschaft.“
Lenin nimmt noch einen Espresso. „In Cedorf haben wir übrigens eine Anlage …“, sagt er. „Ich denke, Cedorf ist angebunden“, sage ich. – „Ja, aber nicht der Werksteil, den bisher einer unserer Partner betrieben hat. Es geht um Rototrosinen.“ – „Rototo… was?“ – „Genau“, Lenin grinst.
Wir zahlen getrennt – wegen Compliance.
Was machen Rototrosinen in der Revolution? Fortsetzung folgt!