Ob der Big Data-Hype schon vorbei ist oder nicht, sei dahingestellt: Big Data ist es jedenfalls nicht – und gibt immer noch genügend Gesprächspunkte für eine Blog-Serie. Im ersten Beitrag zum Thema Big Data Governance möchte ich auf den disruptiven Effekt von Big Data auf Unternehmen eingehen. Hier sind meiner Ansicht nach drei grundlegende Veränderungen zu beobachten, die durch entsprechende innovative Technologien ausgelöst werden – und zwar im Hinblick auf die Nutzung von Daten für die Entscheidungsfindung, in der Zusammenarbeit zwischen Fachbereichen und IT sowie in Form eines kulturellen Wandels.
Die Big-Data-„Welle“ wirbelt vor allem das Datenmanagement sowie die Governance-Strategien von Unternehmen durcheinander. Hier spielen neue Datenquellen (interne und externe) eine Rolle. Durch die innovative Nutzung von Daten als strategisches Asset ergeben sich neue Business Use Cases und Wettbewerbsvorteile.
Die bisher übliche Vorgehensweise bei der Datenanalyse ist folgendermaßen: Zuerst werden Ziele definiert und danach die dafür notwendigen Datensätze gesammelt. Möchte ich wissen, was Kunden auf meiner Website kaufen oder wonach sie suchen, muss ich Navigationslogs sammeln und diese mit Daten aus dem Enterprise Resource Planning (ERP) zusammenbringen. Auf diese Weise kann ich im Reporting nachvollziehen, inwieweit die vorgegebenen Metriken erfüllt worden sind.
Der Big-Data-Ansatz dagegen geht davon aus, dass Fragen und Metriken im Vorfeld unbekannt sind und sich erst aus den Daten selbst ergeben. In diesem Fall stehen das Sammeln, die Aggregation und die Exploration vor der Fragestellung.
Kein Entweder-oder, sondern Sowohl-als-auch
Auch in der Zusammenarbeit zwischen Business und IT ergeben sich Änderungen. Traditionell stellt die Fachabteilung die Frage und die IT bereitet Infrastruktur und Daten entsprechend auf, um diese zu beantworten. Das Ganze ist ein iterativer Prozess, da sich Business und IT erst im Laufe der Zeit annähern müssen, um die richtigen Fragen für die richtigen Erkenntnisse zu formulieren. Bei Big Data Analytics setzt die IT-Abteilung dagegen eine Plattform auf, auf der alle relevanten Datenquellen zusammenfließen. Die Fachanwender können dort Daten selbst explorieren und mit Ideen und Fragen experimentieren. Mit dieser kreativen Discovery können sie zudem feststellen, ob der Datensatz, mit dem sie arbeiten, überhaupt fit für ihre spezielle Anforderung ist.
An dieser Stelle soll betont werden, dass keiner der beiden Ansätze dem anderen vorzuziehen ist, sondern beide sicherlich noch eine ganze Weile parallel existieren werden. Big-Data-Plattformen werden also nicht das traditionelle Enterprise Data Warehouse (EDW) ersetzen, sondern ergänzen. Und zwar durch neue Funktionalitäten und Geschäftschancen sowie im Sinne einer Kostenentlastung für das kostspielige EDW.
Big Data Governance: Zeit zur Versöhnung
Noch stehen sich Big-Data-Evangelisten auf der einen und Skeptiker auf der anderen Seite gegenüber. Doch pragmatische, ergebnisorientierte Mitarbeiter, die in der Technologie Chancen für innovative Geschäftsszenarien sehen, sorgen dafür, dass diese beiden Welten immer mehr miteinander verschmelzen. Und die Rolle der Data Governance besteht darin, die beiden Seiten miteinander zu versöhnen.