WM-Beitrag zu Predictive Analytics im Fußball - so kann es wirklich funktionieren

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Die Fußball-Bundesliga Saison hier in Deutschland ist gerade vorbei - und das nächste Highlight steht bereits vor der Tür. Wir freuen uns heute auf den Start der WM in Brasilien.

Offen gesagt bin ich kein Fußball-Experte, verfolge aber die "schönste Nebensache der Welt" schon gern wie viele andere auch. Allerdings frage ich mich, warum der Einsatz von Predictive Analytics im Fußball - oder im Sport allgemein - nicht eine noch größere Rolle spielt. Dabei meine ich nicht so sehr die Möglichkeiten, einzelne Spielergebnisse oder Saison-Endstände vorherzusagen. Das ist sicher auch interessant - und für den jenigen, der es schafft, den Buchmacher zu schlagen - bestimmt eine lohnenswerte Sache. Dazu gibt es auch bereits jede Menge Blogs, Studien und sonstige Veröffentlichen, wie z.B. Sportwetten XXL oder Prosoccer, die übrigens beide mit neuronalen Netzen arbeiten. Aber nein, ich meine etwas anderes, eine unternehmerische Sicht auf Fußball.

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Predictive Analytics - realistische Anwendungsszenarieren

Vielmehr meine ich den Einsatz von Prognoseverfahren zur Entscheidungsunterstützung bei Fragestellungen, die den Betrieb eines Profi-Vereins betreffen. Zwei mögliche Einsatzfelder wären etwa:

(1) Scoring-Modelle für die Zielgruppenselektion bei Ticket-Verkäufen oder der Verkmarktung von Merchandising-Artikeln oder Premium-Mitgliedschaften für Vereinsmitglieder. Hierin ähneln sich die Aufgaben eines Vereins vielleicht denjenigen, die ein Manager im Database-Marketing eines Dienstleistungsunternehmens (Medien, Einzelhandel) hat und die heute eben häufiger schon mit Hilfe von Predictive Analytics gelöst werden. Schließlich stellt ein (potenzielles) neues Mitglied vielleicht aus Sicht des Vereins auch einen möglichen Neukunden dar, den es gilt,  für sich zu gewinnen und durch geeignete Angebote zu binden gilt.

(2) Quantitative Modelle zur Bewertung von Spieler-Potenzialen, um die Lukrativität eines möglichen Transfers oder Spielerkaufs zu bewerten, also im betriebswirtschaftlichen Sinne Preisunter- und obergrenzen mit Hilfe mathematischer Verfahren auszuloten. Eigentlich müssten hier ideale Voraussetzungen vorliegen: Daten wie z.B. Transfer-Historie, Performance auf dem Spielfeld und medizinische Werte einerseits, fussballbegeisterte und damit motivierte Analysten andererseits. Trotzdem scheint es - zumindest in Europa - noch nicht weit verbreitet zu sein.

Dass es grundsätzlich geht, zeigt - wie in vielen Fällen - das Beispiel USA. Im Umfeld Baseball hat sich sogar eine eigene analytische Disziplin Sabermetrics dafür etabliert. Ein ganzer Kinofilm "Moneyball  - Die Kunst zu gewinnen" (mit Brad Pitt in der Hauptrolle) dreht sich sogar um dieses Thema. Auch im professionellen Basketball gibt es Ansätze. Das NBA-Team der Orlando Magic nutzt beispielsweise analytische Entscheidungsbaum-Algorithmen zur Klassifikation von Dauerkarten-Besitzern.

Immerhin, die englische Premier League macht es in Europa vor. Hier gibt es erste Ansätze von Fussball-Teams, sich mit dem Thema Analytics zu beschäftigen, wenngleich man offenbar noch nicht so weit ist, Prognosemodelle anzuwenden.  Der Blog-Beitrag The Winning Formula gibt aber bereits einen schönen Überblick.

Vielleicht tragen diese Beispiele ja dazu bei, das Thema "Predictive Analytics im Sport" mittelfristig aus der Abseitsfalle zu befreien. Für das kommende WM Turnier müssen wir wohl noch darauf verzichten. Es wird trotzdem hoffentlich spannend ...

 

 

 

 

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About Author

Stefan Ahrens

Sr Solutions Architect

Stefan Ahrens hat an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster Volkswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Statistik und Ökonometrie studiert und ist seit November 2003 als Solution Architect im Competence Center Analytics bei SAS Institute Deutschland tätig. Seine Tätigkeitsschwerpunkte liegen aktuell bei den Themen Statistische Datenanalyse, Data Mining, Forecasting und Betrugserkennung für verschiedene Branchen. Vor seiner Tätigkeit bei SAS Institute war bei StatSoft, einem Hersteller für Statistik-Software, und bei Research International, einem Marktforschungsunternehmen, jeweils als Statistiker und analytischer Berater tätig.

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