Plakatwände, Werbeblocks im Fernsehen, Postwurfsendungen, Werbe-Mails – so unterschiedlich die Kanäle und Formate auch sind, sie haben alle etwas gemein. Sie sind typische Formen des „Unterbrechungsmarketings" - ein Marketing, das die Konsumenten immer häufiger ermüdet, langweilt oder schlichtweg nervt. Der Grund: Die Relevanz fehlt. Denn der weitaus größte Teil dieser Kommunikationsformate passen nicht zur aktuellen Bedarfs- oder Interessenslage des Einzelnen.
Die zunehmende Technologisierung des Marketings und der Kommunikationskanäle trägt dazu bei, dass wir heute viel genauer verstehen können, wann und wo die richtige Kundenansprache den Nerv des Empfängers trifft und damit als relevant und hilfreich empfunden wird. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass die Kunden durchaus bereit sind, ihren Teil dazu beizutragen – in Form dezidierter Werbeerlaubnisse oder der Bereitschaft, personenbezogene Daten nutzbar zu machen – wenn ihnen die in Aussicht gestellten Mehrwerte sinnvoll erscheinen.
Das klingt Ihnen zu theoretisch? Dann wagen Sie einmal einen Blick ins vereinigte Königreich. In England haben sich mehrere direkte Wettbewerber der Mobilfunkbranche mit einem groß angelegten Mobile-Commerce-Plattform zusammengeschlossen, die eine Personalisierung der Kundenansprache erlaubt, die konventionelle Segmentierungsansätze geradezu altmodisch erscheinen lässt. Millionen von Konsumenten haben längst ihr „Opt-in“ erteilt, um personalisierte, zielgerichtete Angebote zu erhalten. Das Prinzip basiert auf der Sammlung und Analyse von Geo-Daten, demografischen Informationen sowie persönlichen Aktivitäten, um zu verstehen was Kunden wollen, wann sie es wollen und auf welchem Wege Sie auf passende Informations-, Handlungs- oder Kaufangebote hingewiesen werden wollen.
Dieses Modell eröffnet gigantische Erlösquellen und hat das Potenzial, auf einen Schlag etablierte Werbeformen wie Coupons, TV-Anzeigen oder die klassischen Promo-Stimuli wie Postwurf oder Plakate auszuhebeln.
An diesem Beispiel werden für mich zwei wesentliche Faktoren deutlich:
- Der Umfang heute verfügbarer Datenmengen macht den Einsatz leistungsfähiger Analytik gänzlich unverzichtbar, weil sonst vielfältiges Erkenntnispotenzial ungenutzt bleibt.
- Die Art und Weise wird sich bedeutend verändern, in der sich Anbieter und Konsumenten auf den Multichannel-Marktplätzen künftig begegnen.
Was bedeutet das für Ihren Marketing- und Vertriebsprozess heute und morgen? Wie digital denken und handeln Sie schon in Ihrem Unternehmen?
Fest steht, dem Marketing stehen auf kurz oder lang große Veränderungen ins Haus. Wie eine aktuelle Studie von Accenture belegt, gehen die Einschätzungen von CMOs und CIOs mitunter deutlich auseinander, was die Zukunftsfähigkeit (etwa bzgl. Digitale Anforderungen, Auswertung von „sozialen“ Informationen) der in den Unternehmen vorhandenen IT-Infrastrukturen betrifft.
Hinweisen möchte ich Sie auch auf die aktuelle Neuauflage der D-A-CH-weiten Studie zum Thema „Wettbewerbsfaktor Analytics“ von der Universität Potsdam, die einmal mehr belegt, wo sich Analytics bezahlt macht und welche Branchen hier die Nase vorn haben.
Lassen Sie uns darüber sprechen – gerne auch in großer Runde. Zum Beispiel auf dem German CRM Forum, am 17. und 18. Februar in München, das SAS im kommenden Jahr als Hauptpartner begleitet.
Ich freue mich auf Ihr Kommen.
Herzlichst
Ihr
Roland Brezina
2 Comments
Werbung bedeutet nicht mehr primär,die Vorzüge eines Produktes zu preisen. Stattdessen kann man Marketing vergleichen mit dem Zuschneiden des Produktes auf die individuellen Bedürfnisse und Wünsche des potenziellen Kunden. Um diese zu kennen bedarf es unterschiedlicher psychologischer und analytischer Methoden. Einerseits ist diese spezifische Anpassung an die jeweiligen Vorstellungen positiv für den Kunden. Er bekommt genau dass, was er sich wünscht und muss keine Kompromisse eingehen. Negativer Aspekt aus Sicht des Kunden: Die Tendenz, mehr Geld auszugeben. steigt.
Für Unternehmen hat diese Wandlung im Bereich Marketing hin zu personalisierter Werbung einen hohen Stellenwert. Meiner Meinung nach muss man diesem Trend folgen und sich in dieser Hinsicht weiterentwickeln, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Absolut, Herr Auer. Wir hatten dazu im vergangenen Jahr ein Interview mit Professor Björn Bloching, der genau auf diese Punkte eingeht: http://blogs.sas.com/content/sasdach/2013/05/24/professor-bjorn-bloching-im-interview-uber-das-ende-der-intuition-iii/