Uli Hoeneß steht im Verdacht, Steuern am deutschen Fiskus vorbei über die Schweiz hinterzogen zu haben. Politiker, Sportler und Medien stürzen sich auf ihn und zerlegen den Mythos des erfolgreichen Managers. Viele schwanken zwischen Enttäuschung über die Anschuldigen eines honorigen Prominenten, Schadenfreude, dass es auch einmal einen der Reichen erwischt hat und Mitleid aufgrund des medialen Kreuzzugs gegen den einstigen Medien-Liebling. Aber ich denke jedem ist eindeutig klar: Steuerbetrug ist auch aufgrund der strengen Strafen längst kein Kavaliersdelikt mehr. Zwar will jeder Steuerzahler seine Steuerlast so gering wie möglich halten, was ja nachvollziehbar ist, aber die Grenze zur Steuerhinterziehung übertreten nur wenige im großen Stil. Verteilungspolitisch ist das ein ganz heißes Thema. Sowohl in der Diskussion, wie viel Steuerlast ist gerecht, aber noch mehr in der Diskussion, ob Steuerhinterziehung nicht sogar eine Schädigung der Gesamtheit der Steuerzahler und Einwohner von Deutschland ist.
Das Imperium schlägt zurück!
Der Handlungsdruck wächst und die Reaktion erfolgt prompt: Die Behörden fangen an umzudenken und rüsten auf.
- Einerseits personell: Um mehr Steuersünder zu finden, brauchen die Steuerbehörden mehr Investigatoren. Bei Kosten von ca. 70.000 EUR im Jahr, können diese bis zu 1.000.000 EUR „Ertrag“ erwirtschaften.
- Andererseits technisch: Was früher Experten und Expertensysteme in den Steuerbehörden für die Erkennung von auffälligen Steuererklärungen waren, werden in Zukunft analytische Modelle zur Erkennung von nicht rechtmäßiger Steuervermeidung sein.
In der vergangenen Woche gab Dieter Engels, Chef des Bundesrechnungshofes, dazu ein Interview in der ZEIT beziehungsweise im Tagesspiegel. Aufhänger ist natürlich Hoeneß, er beschreibt aber auch sehr gut die Situation in der Finanzverwaltung. Und Engels fordert vor allem eine bessere IT-Ausstattung. Die Grundlage auf die er sich bezieht ist unter anderem der aktuelle Bericht des Obersten Rechnungshofes des Land Bayern . Wenn die Personadecke verstärkt und die Technik angeschafft ist, wird sich das gesamte Vorgehen bei Steuerdelikten nachhaltig verändern.
Der neue Kollege vom Steuerfahnder: der Datenfahnder
Datenanalyse, Analytik und Mustererkennung sind die Schlüsselwörter der effizienten Steuerfahnung: Die Aufdeckung der Steuerhinterziehung wird zukünftig ein noch stärker daten- und analysegetriebener Prozessschritt sein, Auffälligkeiten werden erkannt, Muster werden identifiziert und Steuerbetrüger werden schneller und effizienter entdeckt. Ein wesentlicher Teil des Erfolgs der Aufdeckung von Steuerhinterziehung ist ein effizienter Ermittlungsprozess. Dieser Ansatz der Datenanalyse kann den Ertrag je Steuerfahnder um Faktoren erhöhen, bedarf aber auch einen neuen Erkennungs- und Nachverfolgungsprozess. Versicherungen und Banken gehen diese Wege bereits und die öffentliche Hand kann und muss folgen. Diese Zukunft ist genau was wir von unseren Steuerbehörden erwarten, oder vielleicht doch nicht?
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