Ein Beitrag zur Blogparade der FAZ "Vollbeschäftigung in Deutschland – was bedeutet das?"
Deutschland steuert mit großen Schritten auf die Vollbeschäftigung zu: Die Babyboomer, die den Arbeitsmarkt gefüllt haben, gehen nach und nach in Rente. Gleichzeitig wachsen immer weniger junge Leute nach. Was bedeutet das? Wie wird sich Deutschland verändern? FAZ:net startet eine Blogparade dazu.
Nachfolgend habe ich einen Beitrag dazu beschrieben - aus der Sicht eines Unternehmens, das sich in einer Branche bewegt, die jetzt schon Vollbeschäftigung kennt.
Schöne neue Welt der Vollbeschäftigung – was kommt auf die Unternehmen zu?
Die schöne neue Welt der Vollbeschäftigung – in der IT ist sie vielfach schon heute Realität. Im Bereich Business Analytics, der Analyse von Big Data, den wachsenden Datenbergen, haben wir heute schon Fachkräftemangel – kein Wunder, denn bis vor wenigen Jahren gab es Big Data nicht. Und es gab auch nicht den Data Scientist, der Erkenntnisse aus den Datenbergen zieht, geschweige denn einen Ausbildungsweg dafür. Heute ist dieser neue Beruf gefragt, mehr noch: Data Scientists werden händeringend gesucht.
Tendenz steigend.
Dieser Fachkräftemangel wird sich in den nächsten Jahren noch verstärken, da die Unternehmen erst anfangen ihre wachsenden Datenvolumina als Ressource zu betrachten und mit entsprechenden Technologien zu erschließen - wofür sie die notwendigen Mitarbeiter eben jetzt schon suchen. Laut einer Führungskräfte-Studie des MIT Sloan Management Review und SAS meinen 67 Prozent der Befragten, Analytics erhöhe die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Unternehmen. 2010 waren es noch 37 Prozent. Das betrifft nicht nur die Marketingabteilungen moderner Bluechip-Unternehmen: Auch die produzierende Industrie denkt um, wie eine repräsentative Befragung des Forsa-Instituts bei Industrieunternehmen zeigt. Über 80 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Bedeutung der Datenanalyse für die Industrie in den nächsten Jahren noch zunehmen wird. Und das obwohl schon heute die überwältigende Mehrheit der befragten Unternehmen bereits Maschinen-, Sensor- und Servicedaten auswerten. Die beiden Untersuchungen zeigen, dass der Bedarf nach Mitarbeitern in Zukunft noch steigen wird, obwohl er in der Gegenwart schon so groß ist, dass er nicht mehr gedeckt wird.
Die Entwicklung macht nicht beim Data Scientist und seinen Kollegen halt. Es betrifft nahezu die ganze IT-Branche: mehr Kooperation und weniger Machiavelli ist gefragt. Nicht unbedingt, was man klassischerweise auf dem Arbeitsmarkt gestandene/r Manager/innen um die 40 findet. Der moderne IT-Mann/die innovative IT-Frau bringt zugleich Programmierkenntnisse, Datenbank-Know-how und Verständnis für unternehmerische Zusammenhänge mit - abgerundet durch die Fähigkeit, dass auch gegenüber jedem Führungslevel richtig rüberzubringen. Multi-Skill statt Multi-Task.
Jetzt die IT, bald schon alle Branchen!
Die Rahmenbedingungen werden sich auch für Unternehmen anderer Branchen deutlich verändern -wie ja schon MIT- und Forsa-Umfrage andeuten. Dadurch erhöht sich der Druck für alle und es ergeben sich branchenübergreifend neue Anforderungen an die Führungs- und Unternehmenskultur. Künftig müssen sich die Arbeitgeber intensiver um die Wünsche und Ansprüche ihrer Mitarbeiter bemühen. Das stellt Unternehmen beispielsweise vor die Herausforderung, mobiles und flexibles Arbeiten mit einem effizienten Management von Teams und Prozessen in Einklang zu bringen.
Sie müssendas Thema Weiterqualifizierung noch stärker forcieren und ihr Angebot auf die Anforderungen der Zukunft ausrichten – gemeinsam mit jedem einzelnen Mitarbeiter. So hat SAS beispielsweise im vergangenen Jahr ein neues Seminarkonzept zur Ausbildung von Big-Data-Experten entwickelt und an den Start gebracht. Ich denke dass dieses Beispiel Schule machen wird: In dem Maße, in dem die klassischen Ausbildungswege eventuell nicht mehr ausreichen, um den Bedarf an Experten zu decken, müssen Unternehmen selbst aktiv werden. Ein mindestens ebenso wichtiger Wettbewerbsfaktor für Unternehmen wird aber auch eine positive Unternehmenskultur sein. Rankings wie „Deutschlands beste Arbeitgeber“ und Portale wie kununu geben Arbeitssuchenden dabei Aufschluss darüber, wo Menschen gerne arbeiten – und warum.
1 Comment
Der Beitrag von Thomas wurde dann auch bei der FAZ verlinkt: http://blogs.faz.net/fazit/2013/04/27/vollbeschaeftigung-blogparade-1552/