"Integrated Industry – NEXT STEPS" war das Leitthema der diesjährigen Hannover Messe 2014. Eigentlich hätte es auch „Messe der leisen Töne“ sein können – was in diesem Fall positiv zu interpretieren ist. Aber der Reihe nach.
Die Hannover Messe 2014 hat sich dem Thema intelligente, sich selbst organisierende Fabrik mit einer systematischen Verzahnung aller Phasen der Produktentwicklung und Produktion verschrieben. Schlagworte und Themen sind dabei Automatisierung, Antriebstechnik, Digitalisierung, 3D-Drucker, Energieeffizienz, Energiemanagementsysteme, aber auch Industrie 4.0 als ein weiterer Überbegriff.
Die ausgestellten Exponate – insbesondere in den Bereichen Metallverarbeitung und Windkraft – waren von beeindruckender Größe. Beispielsweise war ein „Zeppelin“ ausgestellt, der sich bei genauerer Betrachtung als die Gondel einer Windenergieanlage herausstellte. Aber auch der Blick auf kleine Details bringt bei vielen Exponaten überraschendes zu Tage: Das Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit hatte eine Modelleisenbahn aufgebaut, die über eine Hightech-Brücke fährt. Die Metallbrücke ist mit mehreren Sensoren bestückt, die Vibrationen, welche im Fahrbetrieb auftreten. Entsprechend ausgewertet und in Echtzeit analysiert lässt sich aus diesen Daten ablesen, ob die Brücke möglicherweise beschädigt ist. Absolut spannend! Gerade im Hinblick auf Industrie 4.0 und Big Data Analytics.
Zunehmende Sensorik ändert vieles
Sensorik und Digitalisierung sind Voraussetzung für eine intelligenten Fabrik (Smart Factory), für Industrie 4.0. Mit fortschreitender Sensorik, Digitalisierung und Vernetzung können wir viel mehr messen: in der Supply Chain, in der Produktion, in der Nutzung von Produkten.#
Es geht um:
- Wie wird das Produkt eingesetzt?
- War es dafür gedacht?
- Was könnte ich am Design verbessern, wenn ich den wahren Nutzungszweck besser kenne?
- etc.
Beantwortet werden diese Fragen durch den Einsatz von Business Analytics. Business Analytics hilft, Daten umfassend und schnell zu interpretieren, neue Muster und Zusammenhänge zu erkennen, relevante Einflüsse und Interaktionen aufzudecken, Ungewöhnliches einzugrenzen, Verhalten zu antizipieren, zukünftige Entwicklungen vorherzusagen, neue Szenarien und Handlungsoptionen zu entwickeln - und mit diesen Informationen die optimalen Entscheidungen zu treffen.
Aber die Integration endet nicht bei der Aggregation der Sensorendaten: Eine weitere Voraussetzung für Industrie 4.0 ist die nahtlose Kommunikation vom Sensor bis ins Internet. Viele neue Technologien in den Bereichen Automatisierung und Digitalisierung sind in den vergangene Jahren entwickelt worden. Nun müssen diese Technologien aufeinander abgestimmt und vernetzt in die Produktion integriert werden.
Wie die Zukunft im Bereich Vernetzung aussehen könnte, zeigte beispielsweise mein Kollege Tobias Nittel in seinem Blog.
Mehr Vernetzung, weniger Emissionen!
Von den Entwicklungen im Bereich Industrie 4.0 können auch die Mobilitätskonzepte der Zukunft profitieren. Deutliches Zeichen sind die vielen „Leisen“ auf dem Messegelände. Gut 50 Elektromobile waren im Einsatz. Von etablierten Hersteller wie z.B. BMW, Opel und Volkswagen aber auch neuen Anbieter wie Tesla mit mehreren Fahrzeugen. Es wäre schön, aber persönlich bin ich ein wenig skeptisch, ob es gelingt, entsprechend dem ehrgeizigen Ziel der Bundesregierung bis zum Jahr 2020 eine Million Elektro- und Hybridfahrzeuge auf deutschen Straßen zu haben. Hoher Anschaffungskosten und geringer Batteriekapazitäten stehen einer weiten Verbreitung entgegen.
Neue Mobilitätskonzepte wie Carsharing können hier eine Belebung bringen – und hier kommt wieder Business Analytics ins Spiel.
Diese neuen Konzepte erfordern die weitgehende Vernetzung der Fahrzeuge, um sie reservieren, öffnen und schließen zu können, persönliche Daten ins Fahrzeug zu übertragen sowie abzurechnen. Daten über Ladezyklen und Ladezustand der Batterie können über das Internet ausgelesen und gesteuert werden. Darüber hinaus machen die permanente Auskunft über verbleibende Reichweite, Verkehrsinformationen und die nächste Ladestation ein Elektrofahrzeug deutlich attraktiver. Die Wandlung elektrischer Fahrzeugflotten zu einer Dienstleistung ist aber technisch, logistisch und betriebswirtschaftlich höchst anspruchsvoll. Gerne helfen die Business-Analytics-Hersteller wie SAS und leisten so ihren Beitrag.
(Das Bild wurde freundlicherweise von der Pressestelle der Deutschen Messe AG zur Verfügung gestellt - vielen Dank! Es zeigt übrigens NICHT den Prototypen eines neuen Elektro-Buggys, eigentlich schade, sondern demonstriert die Steckvorrichtungssysteme für das Laden von Elektrofahrzeugen der Firma Mennekes.)