Weiterhin bewacht er den Eingang, aber er brüllt nicht mehr, der Löwe vor der Münchener Halle auf der diesjährigen CeBIT. Auf mich wirkt er 2014 eher nachdenklich.
Ähnlich geräuschlos wird das Leitthema der diesjährigen Cebit aufgegriffen: Datability, also die Fähigkeit, große Datenmengen in hoher Geschwindigkeit verantwortungsvoll und nachhaltig zu nutzen. Dabei liegt das Thema voll im Trend: Big Data ist das Schlagwort der Stunde und man sollte meinen, dass die Fähigkeit, damit umzugehen, sowohl Hersteller, Besucher der Messe als auch interessierte Öffentlichkeit gleichermaßen anspricht. Und richtig gelegen: Das Buzzword selbst spielt zwar vor Ort kaum eine Rolle – das Thema hingegen schon.
Von der Suche nach dem Schlagwort
Beim Gang durch die Messehallen auf der Suche nach „Datability“ fällt lediglich der Stand von Microsoft mit dem Motto „Adding Productivity to Datability“ auf. Thematisch passend hat das Unternehmen Kameras an der Hallendecke installiert, die den eigenen Stand filmen. Die Kameras aggregieren Daten und erstellen danach sogenannte Heatmaps, die zeigen, wo am Microsoft-Stand über die Stunden die meisten Besucher standen. Zumindest mal eine gute Interaktion rund ums Leitthema.
Aber sonst wird es mit dem Wort „Datability“ eher gegeizt. Aber das Thema ist allgegenwärtig: CeBIT und vielen Ausstellern geht es vor allem darum aufzuzeigen, wie die Lebensqualität des Menschen dadurch erhöht werden kann, dass neue Erkenntnisse aus der Auswertung von großen Datenmengen gewonnen werden. Beispiele dafür sind Erkenntnisse über Kunden, Zusammenhänge in Gesundheitswesen und Medizin, der sparsamere Umgang mit Energie sowie das autonome Fahren. Volkswagen zeigt das Autocockpit der Zukunft und unter dem Stichwort "Farming 4.0". stellt Claas Cloud-Computing- und Big-Data-Techniken vor. Was sehr beeindruckend ist: Der ausgestellte Mähdrescher berechnet auf der Basis aktueller Wetterdaten Szenarien und schlägt dem Fahrer vor, ab sofort mit maximaler Geschwindigkeit statt mit minimalem Spritverbrauch zu arbeiten, um das Feld noch vor dem Regen abzuernten.
Gleich hinter dem Mähdrescher beginnen die Messestände derjenigen, die Security-Lösungen zum Schutz gegen unerwünschte „Neugier“ anbieten. Unter der Schirmherrschaft der BitKom soll der CeBIT-Schwerpunkt Security den Informationsaustausch zwischen Staat, Wirtschaft und Wissenschaft fördern. Die Zahl der Anbieter, die sich auf der Cebit mit der Verschlüsselung von Daten befassen entspricht etwas der Zahl derjenigen, die Lösungen für die Entschlüsselung von Erkenntnissen aus Big Data bieten. Nirgendwo sonst sind Chancen und Risiken einer vernetzten Datenwelt so dicht beieinander.
Quasi in der Mitte zwischen Entschlüsselung und Verschlüsselung zeigt sich ein weiterer Trend: Startups. Ihre Förderung soll einen Gegenpol zu US-amerikanischen Startups und einen „Jungbrunnen“ der europäischen IT-Industrie etablieren. Unter dem Motto „Driving the data revolution“ hat der Innovationswettbewerb „code-n“ einen Wettbewerb durchgeführt und die 50 besten Teilnehmer eingeladen, ihrer Big Data Lösungen vorzustellen. Mehr als 300 Aussteller der CeBIT sind Startups und die SAP AG verweist auf mehr als 1200 Startups, die Apps für HANA entwickeln.
Insofern hat die CeBIT auch in diesem Jahr eine gesellschaftliche Relevanz mit ihrem Leitthema. Auch wenn es nicht in großen Lettern an jedem Stand prangert: Die Messe weist auf die Trends der kommenden Zeit hin und zeigt zugleich Nutzen und Gefahren der Informationstechnologie.