Valentinstag Special: Interview zur Partnersuche mit Algorithmus

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Sie suchen, wir finden. Diese Zusicherung schwingt mit, wenn man sich die vielfältigen Partnerportale anschaut. Aber wie valide ist das Versprechen? Einer der größten Anbieter auf dem deutschen Markt ist Elitepartner: Ich hatte die Gelegenheit, Lisa Fischbach zu interviewen, Leiterin Forschung und Matching. Es ging natürlich um die Formel fürs Liebesglück und um den Stellenwert des Bauchgefühls in Zeiten von Algorithmen, Big Data und Data Mining.

Zum Einstieg eine Frage, die Sie sicher kennen: Warum sollte man analytisch seinen Partner suchen, anstatt dem Bauchgefühl zu vertrauen?

Die Frage wird natürlich gerade aus Redaktionskreisen immer wieder gerne gestellt. Bei dieser Entweder/Oder Frage stört mich die Denke – für mich geht es um Sowohl/Als-Auch. Die Emotion spielt nach wie vor eine große Rolle. Denn allein beim Anblick des Bildes, weiter über den Austausch der ersten E-Mails und spätestens beim ersten Treffen ist die Intuition absolut gefragt.

Eine Partneragentur kann und will nichts anderes versprechen, als das sie Menschen zusammenbringt, die aufgrund des Matchings eine höhere Wahrscheinlichkeit auf partnerschaftliche Zufriedenheit und damit Stabilität haben.

Woran machen Sie das fest, die höhere Wahrscheinlichkeit?

Unser Persönlichkeitstest und das zugrunde gelegte Modell wurde vor 10 Jahren von einem Psychologenteam entwickelt: Im Test fragen wir verschiedene Dimensionen ab, die für die partnerschaftliche Zufriedenheit relevant sind.

Auf der Persönlichkeitsebene geht es um Themen wie das Bedürfnis nach Nähe und Unabhängigkeit oder das Thema Versorgung / Sicherheit. Wir fragen im Bereich der sozialen Kompetenzen nach Dingen wie Kommunikation und Stressverhalten.

Das Ähnlichkeitsprinzip spielt bei den meisten Dimensionen eine große Rolle. Denn Menschen, die sich ähnlicher sind, erleben häufig eine größere partnerschaftliche Zufriedenheit. Aber zu viel Ähnlichkeit ist auch nicht immer vorteilhaft: Manchmal macht es Sinn einen gesunden Abstand zu haben. Für unser Matching bedeutet das für den Bereich der von uns erhobenen Persönlichkeitseigenschaften: Wenn Sie zu gleich sind, bekommen Sie eine schlechtere Bewertung, wenn sie zu unterschiedlich sind auch.

Basiert Ihr Matching-Algorithmus auf statistischen Auswertungen?

Er beruht auf Forschungsergebnissen aus der Paarforschung und unseren Erfahrungen. Die Formel ist komplex und geht über 10 Zeilen. Es werden Summen gebildet, Abstände gemessen und verglichen, in metrische Werte umgewandelt.

78 Attribute fragen wir ab, beispielsweise Items zu Interessen, Freizeit, Musik, zur bevorzugten Wohnart und zum Sport. Rein psychologisch relevant sind 47 Items. Da geht es dann um die Themen, die ich eben nannte, wie Nähe und Distanz. Oder um Anpassungs- und Durchsetzungsfähigkeit in einer Partnerschaft, wir nennen das als Kategorie Dominanz und Unterordnung.

 Ist die Formel abhängig vom Verhalten innerhalb des Netzwerkes? Wenn jemand alle anschreibt, die er oder sie findet, ist es vielleicht nicht die große Liebe, die hier gesucht wird. 

Wir haben kein lernendes System. Ich weiß, von einem US-Angebot, da wird vom System das User-Verhalten registriert und ausgewertet. Aber in unserer Kundenbetreuung werden alle Profile von Hand geprüft und auch ein auffällig hohes Volumen versendeter E-Mails registriert. Diese Personen werden von uns angeschrieben mit dem Hinweis, ihr Emailverhalten zu reflektieren.

Es gibt analytische Verfahren mit denen Sie Betrugsstrategien automatisiert mittels statistischer Verfahren identifizieren können. Aber zurück zur Liebesformel: Ist der Algorithmus auf den Moment ausgelegt oder kann der auch die Liebe für die Ewigkeit finden?

Eine Prognose auf Langfristigkeit kann keiner machen. Das Modell auf dem unser Test fußt, geht zum großen Teil von stabilen Persönlichkeiten aus. Natürlich schauen wir auch auf sich verändernde Persönlichkeitsanteile wie Handlungsmotive und Werte, die man zu bestimmten Lebensabschnitten mehr oder weniger in den Vordergrund stellt: Also in jungen Jahren geht es vielleicht eher um soziale Anerkennung, während ab 50 die Familie eine größere Rolle spielt.

 Wie viele Daten werten Sie für Ihr Matching aus? 

Elitepartner hat vier Millionen Nutzer seit der Gründung, die jeweils 78 Fragen beantworten haben. Das ist Big Data! Sie erhalten ja in Sekunden nach Beendigung des Persönlichkeitstests ihre Partner-Vorschlagsliste. Die IT-Abteilung ist die größte Abteilung hier im Haus. Wir haben verständlicherweise auch hohe datenschutzrechtliche Auflagen – alles TÜV-geprüft und in einem Hochsicherheitstrakt geschützt.

Vielen Dank für das Interview!

 

 

 

 

Lisa Fischbach arbeitet seit 10 Jahren als Coach, Paar- und Singleberaterin in eigener Praxis in Hamburg. Zudem gehört sie seit 2005 zum zum Expertenteam von ElitePartner, leitet die Bereiche wissenschaftliche Forschung und Matchmaking. Lisa Fischbach studierte Psychologie und Sexualwissenschaften in Hamburg. Die gebürtige Kölnerin ist Autorin mehrerer Ratgeber. 

 

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About Author

Stefan Hauck

Sr. Social Media Manager

Stefan Hauck ist seit Juli 2011 Social Media Manager bei SAS Deutschland. Nach einem Germanistik- und Politikstudium an der Universität Mannheim begann er als Redakteur in der Unternehmenskommunikation von B2B-Unternehmen. Studienbegleitend hat er als freier Mitarbeiter für diverse Medien geschrieben, u.a. den Mannheimer Morgen. Er kam dann über Stationen bei ABB und Infineon als externer Kommunikationsberater und Projektleiter zum Firmenkundengeschäft der Commerzbank. Berufsbegleitend absolvierte er ein MBA-Studium an der University of West Florida. Im Blog interessiert er sich für Social Media und die Themen rund um unser Portfolio für integriertes Marketingmanagement.

4 Comments

  1. Tolles Interview; besonders gefällt mir hierbei, dass es bei der Partnersuche/ -analyse ja nun wirklich um vermeintlich gegensätzliche Bereiche geht: a) das emotional subjektive Empfinden, beeinflusst von Instinkten, Kultur und Erfahrungen, und b) die mathematisch-statistische Wahrscheinlichkeit auf der Basis von so vielen Daten, dass sie kein Mensch mehr von Hand bewerten könnte und schon gar nicht in kurzer Zeit.

    Big Data in Real Lilfe. 😉

  2. Stefan Hauck
    Stefan Hauck on

    Danke. Das Interview hat auch echt Spaß gemacht. Wenn ich das noch einmal zusammenfassen müsste, würde ich sagen: Algorithmen helfen bei der Suche, Biochemie beim Finden und Halten.

  3. Ich finde das Interview auch sehr interessant, vor allem weil man erfährt wie eigentlich hinter den Kulissen solcher Partnersuchagenturen gearbeitet wird. Mir war nicht bewusst, wie aufwändig die Verteilung der Matchingpunkte bei ElitePartner in Wirklichkeit ist, ich dachte es geht rein nach dem Ähnlichkeitsprinzip. Besonders schön finde ich die Aussage: "Algorithmen helfen bei der Suche, Biochemie beim Finden und Halten." Selbst das ausgeklügelteste System bietet keine Garantie für Liebe und eine Beziehung. Auch wenn sich viele Faktoren messen lassen, spielen Chemie, Hormone und eine gewisse Anziehungskraft, die sich nicht näher definieren lässt, schlussendlich doch die wichtigste Rolle.

  4. Stefan Hauck
    Stefan Hauck on

    Frau Fischbach hat im Interview Wert darauf gelegt, dass es eben beide Seiten sind, die relevant sind. Die emotionale und die analytische.

    Das finde ich jetzt das spannende an dem Interview: Es geht nicht nur um Liebe, Romantik, Kerzenschein, Schmetterlinge im Bauch und weiße Tauben, die glücklich gurren. Der Kopf spielt eben auch bei der Liebe und Partnersuche eine Rolle: Elitepartner geht es nicht darum, eine Partnerschaft fürs Leben zu versprechen, sondern ganz rational die Wahrscheinlichkeit für ihre Kunden/innen zu erhöhen, eine/n Partner/in zu bekommen, mit dem die Beziehung glücklich und erfüllt werden kann.

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