Blicken wir zurück auf das Jahr 2013:
Edward Snowden hat der NSA Kopfzerbrechen bereitet und eine Welle der Entrüstung zum Thema Überwachung losgetreten. Papst Franziskus ist das neue Oberhaupt der katholischen Kirche und lässt Gnade über den "Luxusbischof" Tebartz van Elst walten. Angela Merkel bekommt erneut das Vertrauen der Nation geschenkt und bildet eine großen Koalition.
Eine der Zielsetzungen der großen Koalition ist die Stärkung des Mittelstandes und des Industriestandortes Deutschland. So schafft der Koalitionsvertrag sowohl für den Mittelstand als auch für Industrieunternehmen eine starke Basis für den Aufbau von Kompetenzzentren, Innovationslaboren und Pilotprojekten für das Thema Industrie 4.0. Eine weitere Zielsetzung ist es, die Entwicklung von innovativen Technologieplattformen voranzutreiben. Dazu gehören zum Beispiel Cyber-Physical Systems, Embedded Systems, Machine-to-Machine-Kommunikation, Cloud Lösungen, Kryptographie, IT Sicherheit und vieles mehr. Somit schafft der Koalitionsvertrag einen Überbau, um in 2014 das Thema Industrie 4.0 deutlich konkreter voranzutreiben. Wir dürfen gespannt sein, welche konkreten Anwendungsszenarien in den Innovationszentren der Industrie und beispielsweise über die Arbeitskreise des BITKOM entwickelt werden.
Mit diesem Ziel sind natürlich auch Herausforderungen verbunden. Damit Industrie 4.0 funktioniert, müssen in erster Instanz die richtigen Daten verfügbar sein. Viele Maschinen sind bereits heute in der Lage, Informationen wie Produktionsparameter oder Zustandsdaten zu speichern. Spannend wird es vor allem, wenn es um die Konsolidierung der gespeicherten Daten aus MES, ERP und weiteren Systemen auf einer einheitlichen Plattform geht. Im nächsten Schritt müssen diese Daten in der Cloud unternehmensübergreifend zusammengeführt werden, um eine Machine-to-Machine-Kommunikation über die einzelnen Lieferstufen hinaus zu ermöglichen. Wir sprechen hier dementsprechend von Big Data über Unternehmensgrenzen hinweg - das stellt extrem hohe Anforderungen an die gesamte Infrastruktur von Industrie 4.0 Lösungen.
An dieser Stelle kommt Analytics eine entscheidende Bedeutung zu. Denn die gesammelten Datenmengen müssen nun werthaltig angereichert und zurück in den Produktionskreislauf überführt werden, um die intelligente Fabrik Realität werden zu lassen.
Sowohl die Industrie als auch die Forschung beschäftigen sich intensiv mit praktischen Umsetzungen von Industrie 4.0. Ein Beispiel ist die Smart Factory in Kaiserslautern, die das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), zusammen mit 20 Partnern aus Industrie und Forschung, aufgebaut hat. Ein Pilotprojekt zeigt am Beispiel von Seifenflaschen, wie Produktionsanlagen und Produkt miteinander interagieren. Die Flaschen sind mit einem RFID Chip versehen, der ein Signal an die Verschlussmaschine sendet. Das Signal beinhaltet die Information, welche Farbe der Verschluss benötigt. So trägt das Produkt alle relevanten Produktionsangaben bei sich und kann mit den Produktionsmaschinen kommunizieren. Es entsteht eine virtuelle Produktionswelt.
Über dieses und ähnliche Praxisbeispiele werden durch innovative Ideen in 2014 neue Anwendungsszenarien entwickelt, um dem Idealbild der intelligenten Fabrik ein Stück näher zu kommen. Wir dürfen gespannt sein, über welche Anwendungsbeispiele wir uns Anfang 2015 unterhalten werden.
2 Comments
Sehr schöner Artikel, der sich auch von einem anderen Blickwinkel aus kommentieren lässt: Industrie 4.0 ist ohne Big Data Analytics gar nicht möglich.
Vielen Dank für das Feedback. Ich sehe das auch so. Erst durch Big Data Analytics werden im Kontext Industrie 4.0 signifikante Werte geschaffen.