verMERCKt als WICHTIG

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Die Data Science Szene teilt sich auf in Startups und Corporates – ist das wirklich so? Die Antwort hängt davon ab, wen man fragt. Startups sind sich sicher (Interview mit Johannes Fuhr von predict42), dass Corporates nicht aus ihren proprietären Strukturen rauskommen (wollen). Dass sie gar nicht auf die Idee kämen, ihre Data Science Community andernorts als auf klassischen Konferenzen zu suchen.

Corporates hingegen sagen, das stimme gar nicht. Diese Differenz in der Wahrnehmung hat uns interessiert. Wir sprachen also mit Helmut Linde von Merck, einem leidenschaftlichen Meetup-Gast. Der globale Head of Data Science & Analytcs bei Merck spricht oft in Frankfurt und Darmstadt und er weiß um die Vorteile dieser Plattform der Meetups - denn er will die Themen verstehen, die in der Community relevant sind. Data Science und Künstliche Intelligenz würden bestimmten Zyklen und Moden unterliegen. „Ich will verstehen, welche neuen Trends entstehen und ob sie erfolgsversprechend sind. Und es interessiert mich, welche Anwendungsfälle auch die anderen Firmen haben.“

Und so sei die Community für ihn auch ein Resonanzkörper, anhand dessen er feststellen könne, wo seine eigene Organisation gerade in Sachen Data Science stehe. Ihm sei klar, dass die Zeit der Proof of Concepts vorbei sei: Jetzt gehe es in die Anwendung und da gebe es viele unterschiedliche Hürden, die am besten durch die Vernetzung untereinander zu lösen seien.

Jobbörsen - Aber das ist nur die eine Seite der Meetup-Medaille, die Helmut sieht. Auf der anderen Seite steht das Wort Jobbörse geschrieben. Gerade er in seiner Funktion als Abteilungsleiter einer Data Science Gruppe bei Merck nutzt sie als Job-Drehscheibe, um Angebot und Nachfrage zu ermitteln. „Am Ende darf ja jeder sagen, was oder wen er sucht. Das hat sich institutionalisiert und das gefällt mir.“ Und hier steht er dann für seinen Arbeitgeber Merck, dem er Sichtbarkeit in der Community geben möchte. Die Aufbruchstimmung will und muss er nutzen.

„Sucht ihr denn gerade aktiv, Helmut?“ „Nicht unbedingt, aber wir müssen uns immer als attraktiver Arbeitgeber positionieren. Mein Team ist in den letzten Jahren stark gewachsen und auch in anderen Teilen des Konzerns werden Data Scientists gesucht. Daher kommt es häufig vor, dass Stellen zu besetzen sind – und darauf will ich vorbereitet sein.“ Helmut möchte also, dass die Vorstellung von Merck als Arbeitgeber für Data Scientists beim Meetup-Publikum im Hinterkopf verweilt. „Wir wollen, dass sie sich an Merck erinnern, wenn wir offene Stellen haben.“

Was Corporates also von Meetups mitnehmen, hängt auch immer davon ab, welche Brille sie aufsetzen. Ist es die Bille des Operativen, ist die konkrete Umsetzungen wichtig. Hat aber ein Vertreter der Corporates eher die strategische Brille auf, wie Helmut, nimmt er vornehmlich genau die Aspekte mit, die ihn in seiner Rolle als Abteilungsleiter bei seiner übergeordneten Aufgabe langfristig unterstützen werden, also die strategische Sicht auf das Thema Data Science.

Was  sagt er eigentlich zu dem Hype um Data Science und damit um die Meetups, die aus dem Boden zu sprießen scheinen wie Pilze? „Vor zehn Jahren gab es das alles nicht. Da gab es zwar Teams, die sich auf spezielle Anwendungsfälle fokussiert haben, aber das war’s dann auch. Natürlich hat auch die Pharmaindustrie damals Teams gehabt, die sich beispielsweise um statistische Analysen von klinischen Studien gekümmert haben. Aber dass man breit aufgestellte Advanced Analytics Abteilungen hat, das ist eine Erscheinung der letzten paar Jahre. “

Aber sprießen die Meetups wirklich wie Pilze aus dem Boden? Deutschland soll ja laut Eldar, dem Initiator der Frankfurt Data Science Community, hinterher hinken. Helmut Linde sieht das anders: „Mein Gefühl ist, dass es da in Deutschland schon sehr viel gibt. Ich bekomme jedenfalls recht viele Einladungen, an Gelegenheiten zum Erfahrungsaustausch mangelt es meiner Meinung nach nicht. Denn nicht nur in der Pharmabranche gibt es einen Trend zu Kompetenzzentren für Data Science. Generell stelle ich fest, dass es in vielen Branchen seit zwei bis fünf Jahren verstärkte Ambitionen gibt. Da ist Merck keine Ausnahme.“

Spirit der Meetups in Gefahr?

Vielleicht sind die Meetups also bloß eine Widerspiegelung der internen Data Science-Bewegungen von Unternehmen. „Doch zum Schluss mal etwas ketzerisch gefragt, Helmut: Glaubst du nicht, dass Corporates den Spirit der Meetups langfristig untergraben? Wer sich als Arbeitgeber interessant machen will, tut dem ganzen Konzept doch keinen Gefallen?“ „Na klar, ich versuche uns als Firma in einem guten Licht darzustellen. Aber: Ich versuche immer zu viel Werbung zu vermeiden, denn das Fachliche soll nach wie vor im Vordergrund stehen.“

Übrigens: Merck veranstalte auch intern Data Science Events. Helmut fühle sich nicht von einem Silo vereinnahmt und fühle sich auch nicht begrenzt in dem, was er sagen darf. Fazit: Helmut Linde vermer(c)kt die Meetups und die Data Science Community als sehr WICHTIG für ihn persönlich und für alle Beteiligten, also für die Stakeholder der Szene. Beipflichten kann er Eldar, wenn er sagt, dass dieses Ökosystem nur funktioniert, wenn alle zusammen agieren und niemand für sich alleine (Hier geht's zum Artikel über Eldar: Meetups - Porträt einer Szene).

Danke Helmut!

Tags Meetup
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Andrea Deinert

Journalist // Blogger for AI and Data Science // Data Science Community Liaison // Academic Liaison || Portraits opinion leaders from politics, society and research to reveal the meaning of AI and ethics for future society.

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