Fit und gesund durch die Nutzung von Daten

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„Bluthochdruck, der leise Killer“, so lautete die knappe und ernüchternde Diagnose des Arztes. Gewiss, Bluthochdruck ist die häufigste Volkskrankheit in Deutschland. Die letzte Zeit war stressig, an Sport war schon lange nicht mehr zu denken - aber warum musste gerade mich das Schicksal dieser Krankheit treffen? Unter dem Eindruck möglicher Folgen, wie z.B. Herzinfarkt und Schlaganfall, gewann das Thema Gesundheit plötzlich eine hohe Priorität. Ein erster Schritt im Sinne von „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“ sollte mehr Bewegung, sowie eine Gewichtsreduktion sein. Aber was kann mich nachhaltig dazu motivieren?

Doctor holding a red heart

Spaß und Geselligkeit sind die wichtigsten Motive zum Sporttreiben. Eine Mitgliedschaft im Verein oder Fitnessstudio ließ sich zeitlich aus verschiedenen Gründen nicht einrichten. Spaß versprach aber eine technische Innovation von Nike. Das Armband Nike Plus (Nike+) zeichnet die körperlichen Aktivitäten ihres Trägers auf und soll so zu mehr Bewegung und einer gesünderen Lebensweise motivieren. Nike+ misst die Zahl der Schritte, sowie die Zeit der Aktivität und ermittelt daraus Distanz, Geschwindigkeit und Kalorienverbrauch. Die Ergebnisse des Trainings können auf einen Computer oder ein Smartphone übertragen und dort mit einem Programm bzw. einer App ausgewertet und visualisiert werden. Nike ist schon früh noch einen weiteren Schritt gegangen: unter nikeplus.com hat Nike eine große Community mit der Möglichkeit des Vergleichs und der Interaktion zwischen den Nutzern aufgebaut. Das Armband Nike+ wird nicht mehr angeboten - Nike+ Fuelband SE ist das aktuelle Nachfolgeprodukt.

Pulsuhren mit integriertem GPS-Empfänger  werden von ambitionierten Läufern, Walkern oder Fahrradfahrern genutzt. Diese Trainingsgeräte messen die zurückgelegte Distanz, sowie die Höhenmeter per GPS, registrieren die Herzfrequenz und berechnen die verbrauchten Kalorien, woraufhin High-End-Geräte die Ergebnisse per WLAN an die Community senden. Trotz ihrer kompakten Bauform vereinen sie mehrere Sensoren, deren Daten bereits in der Uhr weiterverarbeitet werden können.

GPS-Uhren sind nicht zu verwechseln mit den Fitness-Armbändern Jawbone Up, Fitbit Flex oder Samsung Gear Fit, um nur einige zu nennen. Die Fitness-Armbänder, Fitness-Tracker oder auch „Smart Wearables“ liegen voll im Trend und sollen ihren Träger im Alltag mit Informationen unterstützen, die helfen gesünder zu leben. Apple-Fans müssen sich wohl noch bis Ende des Jahres gedulden. Beobachter erwarten, dass Apple dann mit einer "iWatch" in den Markt einsteigt. Wearables (zu denen auch Brillen oder Kleidungsstücke, in die elektronische Hilfsmittel eingearbeitet sind, gehören) zeichnen verschiedene Körper-, Bewegungs- und Standort-Daten auf. Auf dieser Datenbasis erstellen die Nutzer ihren ganz persönlichen Trainingsplan, zeichnen ihre sportlichen Erfolge auf oder analysieren ihren Schlafrhythmus. Allen ist eins gemein: Ihr wahres Potenzial zeigt sich erst in Verbindung mit den jeweiligen Auswertungs-Apps auf Smartphones, Tablets oder Computern, sowie deren Verbindung mit dem Internet. Daraus entwickelt sich dann „Big Data“ für das Handgelenk.

In Kliniken wird diese Form von „Big Data“ bereits experimentell genutzt. Alle Lebenszeichen, die an Neugeborenen gemessen werden, laufen in einer Datenbank zusammen und werden automatisch von einem Frühwarnsystem analysiert. Das Ziel der Analyse: Früher erkennen, ob sich der Zustand eines Babys verschlechtert, damit Ärzte ggf. schneller reagieren können.

Krankenkassen, die bisher auf die Abrechnung von Leistungen zur Behandlung von Krankheiten fokussiert waren, besitzen einen großen Datenschatz. Sie haben eine Vielzahl von Daten über Tausende von Krankheitsverläufen gespeichert. Diese Daten werden jedoch kaum für die Gesundheitsvorsorge genutzt. Das Bundesdatenschutzgesetz und das Sozialgesetzbuch setzen enge Grenzen für die Verarbeitung von personenbezogenen Daten bzw. Sozialdaten.

Einige Krankenkassen haben den Trend der Fitness-Armbänder oder „Wearables“ erkannt. Die 10.000 Schritte-Aktion der SBK zum Beispiel motiviert zu mehr Bewegung und ist sehr gut angenommen worden. Andere Krankenkassen bieten Apps zur Motivation und Selbstkontrolle an. Damit kann der Kunde seine Körperdaten protokollieren und die Krankenkasse gesundheitsbewusstes Verhalten prämieren. Auf diese Weise wollen die Kassen vor allem bewegungsarme Patienten motivieren, um spätere Behandlungskosten zu sparen. Die Mehrheit der Krankenversicherer hält sich jedoch noch zurück und setzt stattdessen weiter auf die Mitgliedschaft in Vereinen oder den Besuch von Fitnesskursen.

Viele Menschen haben Spaß daran, Daten über ihre Fitness zu sammeln. Sie haben ihren eigenen Körper als Datenquelle entdeckt und sammeln Werte von Blutdruck, Gewicht, Ernährung, Alkoholkonsum und mehr. Mit Health und HealthKit hat Apple bereits eine Software-Plattform für Fitness- und Gesundheitsdaten vorgestellt. Health ist eine neue App, die Gesundheits- und Fitnessdaten übersichtlich darstellt und mit HealthKit steht für die Entwickler ein neues Tool zur Verfügung, mit dem Gesundheits- und Fitnessapps besser zusammenarbeiten sollen.

smart watchesAußerhalb des Geltungsbereichs von Bundesdatenschutz und Sozialgesetzbuch werden große Mengen von Körper- und Gesundheitsdaten gesammelt und eine Vielzahl von Entwicklern wird mit großer Kreativität Apps zur Analyse dieser Daten programmieren. Aber auch Pharmaindustrie, Arbeitgeber, Versicherungen und Banken haben Interesse an den selbst erhobenen Daten. Damit können sie beispielsweise abschätzen, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Mitarbeiter oder Kunde erkrankt. In der FAS vom 29. Juni 2014 wurde die Brisanz der Thematik provokant adressiert. Sollen Bewerber mit Gewichtsproblemen von der Beamtenlaufbahn ausgeschlossen werden? „Schließlich haben fettleibige Menschen ein höheres Risiko krank zu werden: Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfall – wer sich damit  in die soziale Hängematte des üppigen Beamtenapparates legen kann, wird für den Staat zum Kostenproblem. Big Data durchdringt alle Lebensbereiche und eröffnet vielfältige Chancen. Aber Big Data fordert uns auch heraus, Antworten für den Schutz der Privatsphäre zu finden.

537 Läufe sind unter meinem Account bei nikeplus.com registriert. Wesentlich sind für mich jedoch nur zwei Zahlen: 127 und 83, die Werte der aktuellen Messung des Blutdrucks. „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“.  Auch der Arzt ist zufrieden. Richtig eingesetzt ist der Nutzen der Analyse von Gesundheitsdaten unbezahlbar.

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Dirk Mahnkopf

Business Advisor

Dr. Dirk Mahnkopf beschäftigt sich als Business Advisor bei SAS Institute mit der Frage, wie Unternehmen ihre IT-Lösungen optimal und flexibel auslasten können. Seine Schwerpunkte bei SAS: IT Management Solutions und Cloud Computing. Er ist seit über 20 Jahren in der IT-Branche tätig – und neben der IT-Kapazitätsplanung auf Big Data und Hadoop, auf Cloud Computing, IT Governance und ITIL spezialisiert. Das umfasst auch IT-Architekturen und Strategien, IT-Controlling sowie IT-Service Management.

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