CIO Talk: "Business Intelligence im Finanzumfeld"

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Autor: Karim Tsouli, CIO und Mitglied des Vorstands bei der CreditPlus Bank AG

Karim Tsouli PorträtWenn Daten nicht nur aus Gründen der Dokumentation erfasst werden, sondern diese als Basis von Geschäftsentscheidungen dienen, kann Business Intelligence (BI) helfen, eine zuverlässige Analyse bereitzustellen." Karim Tsouli, CIO CreditPlus Bank AG

Unter Business Intelligence verstehen wir bei CreditPlus Lösungen, die auf einem Data Warehouse (DHW) basieren und uns bei der Unternehmenssteuerung unterstützen. Dazu zählt beispielsweise auch, Berichte für externe Partner zu erstellen. Dagegen verstehen wir die Integration von Analyseverfahren zur Entscheidungsautomation in operativen Prozessen (z.B. bei der automatischen Kreditantragsprüfung) nicht als BI. Wohl aber Analysen, die auf Basis historischer Daten im DWH dazu dienen, die Güte solcher automatischer Entscheidungen zu bewerten. Dabei existiert eine hohe Sensibilität bzgl. regulatorischer Fragestellungen. BI-Governance ist für unsere Aufgaben unerlässlich, Daten strukturierter und aussagekräftiger zu erheben.

Datenbasis durch BI zuverlässig zur Verfügung stellen

Durch Business Intelligence (BI) hat sich die Entscheidungsqualität in unserem Unternehmen deutlich verbessert: Früher wurden Individuelle Datenverarbeitung (IDV) und Enduser Development Applications (EUDA) nicht selten eingesetzt, um Reportings und Berichte (u.a. für den Vorstand) zu erstellen. Diese bildeten dann die Grundlage, um weitere Entscheidungen zu treffen, Optimierungen vorzunehmen oder konkrete (Vertriebs-)Maßnahmen zu ergreifen. Hier gilt aber: Wenn ich mit einer Berechnung Buchungsbelege generiere, die die Bilanz der Bank beeinflussen oder die Gesamtbanksteuerung betroffen ist, ist es nicht vertretbar, dies mit Access oder Excel zu tun.

Denn aus heutiger Sicht ist die Qualität solcher Reports auf Basis von Exceltabellen durchaus fragwürdig. Zum einen schleichen sich hier – sei es absichtlich oder aus Unwissenheit – schnell Fehler ein. Zum anderen fehlen in der Regel unternehmensweite Kennzahlen und damit eine einheitliche Daten-Basis. Das bedeutet, verschiedene Unternehmensbereiche gehen möglicherweise von unterschiedlichen Voraussetzungen für ihre Kennzahlen aus. Es geht soweit, dass eine solche Vorgehensweise inzwischen auch von der Bankenaufsicht und allen Auditoren als kritisch und nicht mehr zeitgemäß gesehen wird. Daher suchten wir nach Lösungen, mit denen wir in der Lage sind, den Wildwuchs der Access-Lösungen irgendwie zu bändigen.

Nutzungshistorie von Business Intelligence

Ursprünglich wurde BI aufgrund von gesetzlichen Vorgaben zu Basel II im Jahr 2005 eingeführt. Ausgangspunkt war ein für den Retail-Sektor geschaffenes Datawarehouse. Aufgrund einer Partnerschaft mit einer anderen Bank waren 2007 weitere Vertriebsreportings für den Retail gefordert, die schnell zum Bestandteil unserer DWH-Roadmap wurden. Andere Abteilungen zeigten aber ebenfalls schnell Interesse an einer Erweiterung des zentralen DWH und seiner Analysemöglichkeiten. 2010 konnten bei einem großen Partner von CreditPlus erstmals deren Mitarbeiter direkt auf unser System in einem für sie abgeschotteten Bereich online und in Echtzeit zugreifen. Die entsprechende Umgebung dafür wurde mit SEBI (SAS Enterprise BI) bereitgestellt.

Zugleich benötigten dieser Partner und unsere Kollegen von der Händlereinkaufsfinanzierung Reports, die zu einer Erweiterung des DWH mit Daten aus unserer Wholesale-Aktivität führten. Zu ersten Mal konnten wir an zentraler Stelle eine globale Sicht auf die Geschäfte eines Automotive-Partners und seiner Händler.

Neben diesen Projekten, die aufgrund gesetzlicher oder vertrieblicher Anforderungen zustande kamen, ist Business Intelligence auch in anderen Bereichen stets präsent. So spielt es in Zusammenhang mit einem Großprojekt im Bereich Controlling und Rechnungswesen bis heute eine entscheidende Rolle. Darüber hinaus sorgt BI für eine hohe Datenqualität bei einer wichtigen Refinanzierungsquelle der CreditPlus, in dem das notwendige Reporting für unsere Verbriefungen darauf aufgesetzt wurde. Im Mahnwesen wurde ein Score erfolgreich entwickelt, der uns dabei unterstützt, die richtige Bearbeitung der einzelnen Akten auszuwählen.

Auch aus Sicht der Revision und in Bezug auf aufsichtsrechtliche Vorschriften sowie Risikobewertung gewinnt dieses Thema zunehmend an Bedeutung. Was den Nutzerkreis angeht, können wir so einen konstanten Anstieg beobachten. Zum einen intern: Kreditabteilung, Controlling, Planung und Steuerung, E-Finance, Partnerbanking und die Zentrale Absatzfinanzierung; zum anderen extern bei unseren Partnern.

Hohe Anforderungen an die Sicherheit

Zuerst stellt ein Mitarbeiter eine Anforderung, dann folgen die Spezifikation, Realisierung und Tests, die die Validität der entwickelten Lösung belegen beziehungsweise Fehlerkorrekturen auslösen. Anschließend folgt die Abnahme, dann die Bereitstellung durch die IT-Produktion (der sog. „Roll-Out“).  Der Bereitstellungsprozess mag dadurch komplexer sein, aber deutlich sicherer. Denn es gibt eine strikte Funktionstrennung und somit stets ein „Mehr-Augen-Prinzip“.

Darüber hinaus arbeiten Mitarbeiter an einem identischen Programm – unter identischen Voraussetzungen (definierte Kennzahlen), was die Vorhersehbarkeit der Ergebnisse stärkt. Niemand kann ohne das Wissen anderer etwas verändern. Im Gegensatz zu EUDA gibt es kein Zweifel, aus welcher Version der Anwendung ein Bericht erstellt wurde. Ein umfassendes Rechtesystem über personifizierte Kennungen (Zugriffs-, Bearbeitungs-, Leserechte etc.) sorgt für Sicherheit und eine angemessene Vertraulichkeit der Informationen. So sind zuverlässige Reportings möglich und die analytische Arbeit wird vereinfacht. Weitere Vorteile für uns bestehen darin, dass sich mehrere Systeme verknüpfen und so auch neue Fragen beantworten lassen.

„Wir müssen die logischen Strukturen schaffen und die BI- Lösungen so erweitern, dass wir wirklich dieses Kernreporting, das die Bank braucht, über die Lösungen abdecken.“ Karim Tsouli, CIO CreditPlus Bank AG

Struktur und Aufbau

Die BI Bebauungsplanung ist in eine übergreifende IT-Bebauungsplanung integriert. Diese ist eher aggregiert und wird in Form einer Roadmap (Masterplan) für das jeweils kommende Jahr ausformuliert. Es existiert der Anspruch eines zentralen Core DWHs – und somit die Herausforderung, die IDV-artigen Dateninseln langfristig abzulösen. Die BI Datenarchitektur ist formal definiert und wird von der IT getrieben und aktuell gehalten.

„Das Datenmodell markiert einen typischen Punkt, an dem sich Fachabteilungen und IT- Abteilungen treffen – die einen aus technischer Sicht und die anderen aus Fachsicht.“ Karim Tsouli, CIO CreditPlus Bank AG

Teilweise wird es zur Herausforderung, hierfür Verständnis in den Fachbereichen zu schaffen. Die Fachabteilungen denken zwar immer im Rahmen von einem Projekt oder im Rahmen eines Vorhabens. Eine Steuerung der Weiterentwicklung solcher Modelle muss es aber über die Grenze der einzelnen Projekte hinaus geben. Dadurch entsteht erhöhter Abstimmungsaufwand aus Sicht der IT. Die IT fühlt sich stark in der Lieferverantwortung, die Fachbereiche in solchen Fragestellungen auch fachlich zu begleiten, da es dort oft an Wissen und Bewusstsein mangelt.

Die Bebauungsplanung im BI-Umfeld soll sich nicht auf DWH-nahe Themen beschränken. Dies bedeutet z.B., dass wir nicht am Ende des Prozesses ansetzen können und im BI- Umfeld versuchen, einmal irgendwelche Daten, die unsauber einfließen, „gerade zu rücken“. Das ist ohnehin zum Teil schon in der Theorie absolut unmöglich. Denn wie kann ich eine Information korrigieren, wenn ich gar nicht mehr weiß, woher sie ursprünglich kam? Die Bebauungsplanung strahlt damit auch auf die operativen Systeme ab, die BI-Lösungen mit Daten versorgen.

Über allen Fragen und Anstrengungen steht immer die Frage einer ordnungsgemäßen Gesamtbanksteuerung. Dabei wird nicht nur auf klassische Fragen des Meldewesens abgestellt. Vielmehr müssen auch alle Themen der kaufmännischen und risikoorientierten Banksteuerung durch verlässliche BI-Lösungen abgebildet sein und konsistente Steuerungsinformationen liefern. Der Fokus liegt auf Datenqualität, Stammdaten und fachbereichsübergreifenden Integration des Unternehmensberichtswesens in das Enterprise Data Warehouse. 

„Uns geht es nicht darum, fancy Lösungen einführen. Ich glaube, wenn wir in die Datenqualität und die Zuverlässigkeit der Reports investieren, haben wir viel mehr zu gewinnen.“ Karim Tsouli, CIO CreditPlus Bank AG

 

[Zum Autor]

Karim Tsouli ist Chief Information Officer und Mitglied des Vorstands bei der CreditPlus Bank. Die CreditPlus Bank AG ist eine hochspezialisierte Konsumentenkreditbank mit den Geschäftsfeldern Absatzfinanzierung, Privatkredite und Händlerfinanzierung. Das Kreditinstitut mit Hauptsitz in Stuttgart hat bundesweit 16 Filialen und ca. 530 Mitarbeiter. CreditPlus gehört über die französische Konsumfinanzierungsgruppe CA Consumer Finance zum Crédit Agricole Konzern und gehört zu den führenden im Bankenfachverband organisierten Privatkundenbanken. Die Bank verfügt über ein Vernetztes Multi-Kanalsystem, dies schafft Synergien und bietet den Kunden verschiedene Zugangswege zum gewünschten Kredit. Mehr zur Zusammenarbeit mit SAS erfahren Sie im Blog der CreditPlus Bank http://www.creditplusblog.de/big-data/.

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Gastbeitrag

Hier bloggen Experten/innen, die eine besondere Sicht auf ein Thema haben, und die nicht unbedingt mit SAS in Verbindung stehen. Mehrheitlich kreisen die Inhalte um Künstliche Intelligenz und wie Unternehmen diese einsetzen können. Aber auch die ethischen und gesellschaftlichen Implikationen können beleuchtet werden. Wenn auch Sie sich angesprochen fühlen, melden Sie sich gerne: andrea.deinert@sas.com oder rufen Sie an +49 (0) 173 70 399 05.

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