Man muss auch mal über den Tellerrand visualisieren können …

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Unendliche Weiten … nein, heute meine ich damit mal nicht das gute alte Raumschiff Enterprise (übrigens 50-jähriges Jubiläum), sondern die Möglichkeiten, die sich einem auftun, wenn man bereit ist, sich auf etwas Neues einzulassen. Eigentlich ist das ziemlich einfach: Man schaut sich bei Leuten um, die aus einer vollkommen anderen Disziplin kommen, und lässt sich überraschen. Und man wird überrascht, versprochen! Zum Beispiel bei einem Meetup. Kennen Sie nicht? Nur Mut, visualisieren Sie doch mal über den Tellerrand …

Alle Welt spricht ja bekanntlich über Daten. Und denkt, damit sei alles gesagt – weit gefehlt! Denn wir wollen ja wissen, was drinsteckt. Und dazu müssen wir nicht nur analysieren, sondern am Ende auch visualisieren. Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte, ich finde, das stimmt immer noch. Klingt jetzt nicht gerade spannend, finden Sie? Mit der 0815-Statistikbrille auf der Nase gebe ich Ihnen absolut Recht, da fallen mir so aufregende Aktionen ein wie: „nehme ich jetzt ein Balkendiagramm oder lieber doch ein Tortendiagramm? Farbig oder nur schraffiert? Die Legende seitlich oder doch lieber drunter?“

Aber Visualisierung hat unendlich viel mehr Facetten, wie ich nun bei den Besuchen einer Veranstaltungsreihe in Frankfurt erfahren darf. Seit September finden im Rahmen von Meetup monatliche Treffen von DataViz RheinMain statt, bei denen 3 Referenten ganz unterschiedlicher Fachrichtungen zeigen, was Visualisierung für sie bedeutet. Und wie so oft, wenn sich Personen aus unterschiedlichen Disziplinen zusammenfinden, entdeckt man auf einmal Gemeinsamkeiten. Und noch besser: man bekommt durch eine andere Sichtweise auch Ideen und Anregungen für das eigene Projekt.

Der Themenbogen ist wirklich weit gespannt. So gab es beispielweise Tipps von einem Kommunikationsdesigner, wie man Grafiken am Besten aufbereitet – sehr einprägsam und kurzweilig dargestellt anhand von Negativbeispielen. Wenn man mal gesehen hat, wie man es nicht machen soll, prägt sich das ein. Oder die Conclusio eines Vortrag über die Aufbereitung von Zeitreihen: passe deine Botschaft auf jeden Fall auf deine Zuhörer an. Oder anders gesagt: so simpel wie möglich und so kompliziert wie gerade noch nötig. Ich werde versuchen, öfter daran zu denken. Beziehungsweise Referenten in Zukunft auch daran messen.

Im letzten Meetup gab es zuerst einen Ausflug ins All: die Referenten der European Space Agency (ESA) sind auf der Jagd nach der optimalen Visualisierung für die „Space Operator“ (hey, DAS ist doch mal eine coole Berufsbezeichnung!).

Im nächsten Vortrag gab es eine Zeitreise durch die Geschichte der Visualisierungsmöglichkeiten in den Lebenswissenschaften. Angefangen bei Jahrhunderte alten detaillierten Zeichnungen von Pflanzen und Tieren, über phylogenetische Zusammenhänge von Darwin bis in die Zeit, in der mathematische Methoden fest in die wissenschaftliche Forschung integriert wurden. Und schließlich dahin, als Computer und digitale Bilder und Bilderzeugung Einzug in die Labore und Büros der Wissenschaftler hielten und so ganz neue bisher verborgene Einblicke in Biologie und Medizin ermöglichte.

Auch hier gab es bei der anschließenden Diskussion ein erstaunliches Fazit: der klassische„Scientist“ muss sich zum „Data Scientist“ wandeln, um neue Möglichkeiten in der Forschung zu erschließen.

Zum Ende hin kehrten wir zurück in den Weltraum. Das Thema hieß:“Boundaries“. Ich denke mal, sehr viele Leute sind fasziniert von der Möglichkeit, sich via Google Earth unseren Globus zu betrachten. Stundenlang kann man in allen Ländern und Landschaften umherstreifen, und man entdeckt unzählige Strukturen, manche natürlichen Ursprungs, manche von uns Menschen geschaffen oder zumindest beeinflusst. Man entdeckt viele Grenzen, Abgrenzungen, Übergänge. Seien es Ufer eines Gewässers, Gebirge, Landwirtschaft, Städte, Bauwerke etc. Und beim Betrachten kommt vielleicht manchmal die Frage: was hat zu solch einer Struktur geführt? Streng genommen ging es gar nicht um die Frage, wie man Daten visualisiert, sondern der umgekehrte Weg,  welche „Daten“ (Umstände) zu diesen Bildern geführt haben, also wie diese zu interpretieren sind.

Alles in allem erneut ein gelungener Abend, der mir mal wieder ins Gedächtnis gerufen hat, wie gut und erfrischend es sein kann, sich von anderen Leuten andere Sichtweisen zeigen zu lassen. Und selbst wenn Daten vielleicht an sich langweilig sein können – die optimale Visualisierung macht das wieder wett! Also: schön offen bleiben!

P.S. die nächste Veranstaltung ist am 21.02.2017 wieder um 19 Uhr:

DataViz Meetup 04 #DataVizRM

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About Author

Dr. Jürgen Kaselowsky

Advicer for professors and students on the topics of data science and analytics, SAS Germany

Dr. Jürgen Kaselowsky introduces "Analytics U" to universities where no one has ever used SAS before ... SAS Trek beyond! "You never stop learning!" Jürgen can confirm that. Since 2004 he has been involved with the higher education landscape in Germany, Switzerland and Austria and observed how new topics in the IT area are adopted and implemented by the educational institutions. It is always important to Jürgen to think outside the box. He is always welcoming feedback from the readers!

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