Datenqualität ist optional: die Top 5 der Irrtümer

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Unternehmen leben von der Qualität ihrer Daten. Banal bis fatal. Die Realität ist eher: Unternehmen überleben trotz der schlechten Qualität … Auf Nachfrage bekennen fast alle Befragten (98 Prozent), dass eine weitere Verbesserung der Datenqualität in ihrem Unternehmen positive Auswirkungen hätte. Mehr als die Hälfte sah da Chancen, etwas zu tun. Und 8 Prozent waren überhaupt nicht zufrieden (TDWI/Emagixx-Studie).

MHerrmann_Datenqualität ist optional_1Tja, Datenqualität, das ist völlig unmathematisch für den Betrachter die „erlebte Empfindung subjektiver Zweckeignung“. Mitunter ungeeignet. Oder fälschlich passend. Und wie in der Umkleide oder manch Partnerschaft teilt man jene Miss­emp­fin­dung eben nicht mit der Öffentlichkeit. Außer es knallt. Und das tat es im Alltag mitunter gewaltig.

Im Folgenden eine kleine Sammlung bizarrer, öffentlich gewordener Fehler – quasi meine persönliche Top 5:

Schraube 0,7 mm zu klein: British Airways Flug 5390 verliert in 5.300 Metern Flughöhe eine Cockpitscheibe – und fast den Piloten.

„Als die Maschine im Steigflug eine Höhe von 5.300 m erreicht hatte, wurde das linke Cockpitfenster aus der Verankerung nach außen gerissen. Flugkapitän Tim Lancaster, der sich gerade abgeschnallt hatte, wurde durch den Sog halb aus dem Fenster gezogen. Mit den Füßen verfing er sich in der Steuersäule, was verhinderte, dass er vollständig aus dem Flugzeug gesaugt wurde. (…) Das Herausfallen der Cockpitverglasung lässt sich mit einer Kette von Unachtsamkeiten und Fehlern bei der Wartung erklären. Der Schichtleiter entfernte das Fenster mit der Hilfe eines Kollegen. Da einige Schrauben dabei beschädigt wurden und andere Anzeichen von Rost aufwiesen, entschied er sich, neue Schrauben aus dem Ersatzteillager zu besorgen. Schrauben dieser Größe tragen keine Bezeichnung, und der Schichtleiter machte sich nicht die Mühe, die korrekte vorgeschriebene Teilenummer zu ermitteln, sondern begnügte sich mit einer der alten Schrauben als Muster. Da in diesem Ersatzteillager nicht genügend Schrauben der Größe 7D vorrätig waren, begab sich der Schichtleiter zu einem anderen Lager auf dem Flughafen, das zu diesem Zeitpunkt nicht besetzt war. Dort entnahm er weitere Schrauben, die er für 7D hielt, aber in Wirklichkeit 8C waren. Diese hatten die gleiche Länge wie die vorgeschriebenen 8D, der Durchmesser war jedoch etwa 0,7 mm geringer. Eine Überprüfung der Arbeit fand nur dadurch statt, dass die Funktion der Scheibenheizung getestet wurde. Da die Arbeit vom Schichtleiter selbst durchgeführt wurde, gab es niemanden, der seine Arbeit in derselben Nacht kontrollierte. Eine Überprüfung durch eine zweite Person war auch nicht vorgeschrieben, weil der Austausch eines Cockpitfensters nicht als kritische Aktion angesehen wurde.” (Wikipedia)

Meter oder Pfund oder beides: NASA brät Mars-Sonde Climate Orbiter

„Aus den Telemetriedaten wurde ermittelt, dass der marsnächste Punkt nicht bei 150 km, sondern bei nur 57 km lag. In dieser Höhe jedoch ist die Marsatmosphäre bereits so dicht, dass die Sonde durch die Reibungskräfte und die Hitze zerstört wurde. Die Ursache dieses Navigationsfehlers war ebenfalls schnell klar: Während die NASA den Impuls p im metrischen Internationale Einheitensystem (SI) mit der Einheit Ns berechnete, wurde die Navigationssoftware des MCO vom Hersteller Lockheed Martin für das imperiale System mit der Impulseinheit lbs ausgelegt, also 4,45-mal so groß. Durch die unterschiedlichen Einheiten wurde der Kurs jedoch überkorrigiert und die Sonde viel zu nah an den Mars herangeführt.” (Wikipedia)

Die Null eingetippt: Systemabsturz macht US-Schlachtschiff antriebslos

„Da die Software ein geschlossenes Ventil als offen anzeigte, gab ein Besatzungsmitglied direkt in die Datenbank des Schiffes eine Null ein, was zwar eigentlich nicht vorgesehen ist, aber während der Testphase Standard war. Dadurch wurde jedoch in diesem Fall eine Division durch Null ausgelöst, die das gesamte System abstürzen und damit auch den Antrieb ausfallen ließ. Was danach geschah, ist unklar. Die Navy behauptet, dass die Crew das Problem selbst in den Griff bekam und der Antrieb nach 2 Stunden und 45 Minuten wiederhergestellt wurde. Die Government Computer News berichtete hingegen, das Schiff hätte zurück in den Hafen geschleppt werden müssen.” (Wikipedia

Spinat hat viel Eisen (Klassiker): Kommafehler quält Kinder

„Die falsche Annahme eines exzeptionell hohen Eisengehalts von Spinat geht auf die Nicht-Berücksichtigung der Unterschiede zwischen getrocknetem und frischem Spinat zurück. Der schweizer Wissenschaftler Gustav von Bunge hatte 1890 den Eisengehalt von 100 Gramm getrocknetem Spinat korrekt mit 35 Milligramm beziffert. Das Ergebnis wurde anschließend auf frischen Spinat übertragen, obwohl dieser je 100 Gramm aufgrund des hohen Wassergehalts nur rund ein Zehntel an Eisen enthält. Das Missverständnis war jahrzehntelang verbreitet, befördert auch durch Figuren wie den Spinat essenden Seemann Popeye und zahlreiche Ratgeber - auch in der Ärzteschaft. Gemäß einer anderen Darstellung hätte man sich vor etwa 100 Jahren in einer Nährwert-Tabelle um eine Kommastelle vertan. Seitdem sei Spinat die zehnfache Eisenmenge zugesprochen worden, die er tatsächlich hat. Dieser Kommafehler sei seitdem tradiert worden.” (Wikipedia)

Mail an-fast-alle: from#kfw to#lehman attached#319.362.297,36 €

„Am Sonntag, dem 14. September 2008, um 21:30 Uhr sendet die Nachrichtenagentur Reuters eine Meldung, dass Derivatehändler einen bevorstehenden Konkurs von Lehman nicht mehr ausschließen. Diese Meldung verschickt ein KfW-Mitarbeiter aus der Abteilung Money Market Foreign Exchange am Montag um 07:41 Uhr per E-Mail an mehrere Kollegen. Um 07:47 Uhr deutscher Zeit stellt Lehman Brothers in New York Insolvenzantrag. Um 07:53 Uhr übersendet derselbe KfW-Mitarbeiter diese Meldung an dieselben Adressaten. Um 08:02 Uhr wird die Zahlung von 319.362.297,36 Euro von Mitarbeitern des Rechnungswesens, die nicht zu den Empfängern der Mail gehören, freigegeben. Um 08:37 Uhr leitet die Abteilung Zahlungsverkehr den Auftrag an die Deutsche Bundesbank als für die KfW kontoführendes Institut weiter. Um 08:44 Uhr gibt die Bundesbank den Auftrag zurück, das Konto der KfW weist die erforderliche Deckung nicht auf. Die KfW stellt daraufhin ein ausreichendes Guthaben bereit. Das Swift-System verbucht den Erhalt um 08:53 Uhr. Versuche, eine Rücküberweisung durchzuführen, misslingen.” (FAZ)

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Michael Herrmann

Sr Solutions Architect

Michael Herrmann ist Sr Solutions Architect und Data Management Consultant bei SAS. Er berät Finanzdienstleister rund um Risiken, Governance und ihre „Vermeidung“, Presaler, PoC-Macher und Metadaten-Fan, bekehrter COBOL-Anwendungsentwickler mit abgebrochenem IT-Studium, Rheinländer im Exil, orientiert an Edward Tufte bis Scott & Douglas Adams, staunt über Deep Learning, Tabellenkalkulationen und Attributionsfehler.

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