The Evolution of Reporting (Teil 1): Am Anfang war die Kreuztabelle

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Am Anfang war die Kreuztabelle ..... Das Thema Datenvisualisierung beschäftigt uns, seitdem wir Bildschirme haben. Anhand eines vollständig in SAS Visual Analytics (VA) gebauten Berichtes möchte ich zeigen, wie sich BI im Laufe der Zeit vom Report als bloßem Nachschlagewerk hin zum adaptiven Zahlencockpit entwickelt hat. Sozusagen eine Transformation vom Neandertaler zum Digital Native.

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Um mich dieser interessanten Aufgabe überhaupt stellen zu können, brauchte ich zu allererst natürlich eines… richtig, die Daten. Und da die besten Beispiele immer aus der Praxis sind und ich auch gleich etwas Heimatkunde betreiben wollte, habe ich mir dafür kurzerhand die frei zugänglichen Demographie-Daten von Wien heruntergeladen. Berufliches mit Privatem verbinden, so schnell geht das!

Stufe 1 – Kreuztabellen

Begeben wir uns zurück an den Anfang des Seins. Lange, bevor Steve Jobs 2007 das erste iPhone zückte, und sogar noch bevor Bill Gates sich live vor Publikum mit dem legendären Plug&Play-Bluescreen blamierte. Am Beginn der Berichtswesensevolution steht die eine und einzig Wahre: die Kreuztabelle - die Darstellungsform, die es wirklich bis ins allerletzte Eckchen eines jedes Büros auf dieser ganzen schönen Welt geschafft hat. Nachdem ich mich nun schon seit mehr als einem Jahrzehnt mit der Visualisierung von Daten beschäftige, gewinne ich ab und an sogar den Eindruck, als ob sie schon vor den Zahlen da war.

Soviel zu den Anfängen. Doch wie sieht es heute aus mit dieser Visualisierungsurform?

Ohne die Kreuztabelle gäbe es kein Berichtswesen, kein Excel, vermutlich nicht einmal multidimensionale Datenbanken. Deshalb darf auch heute noch keine BI- oder  Analytics-Software ohne sie auskommen. Und das nicht zu Unrecht, denn die Kreuztabelle hat eine absolut unschlagbare Eigenschaft: Jeder kann sie lesen, intuitiv, ohne Anleitung!

Hier ein Beispiel:

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Wir sehen die Entwicklung der Einwohnerzahl in Wien. Summen und Details auf einen Blick, das ist ihre ganz große Stärke.

Aber: Ihre Stärke ist auch gleichzeitig ihre größte Schwäche. Denn die Kreuztabelle kreuzt alles, ohne Ausnahme, sodass man bald den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Um in dieser Darstellung Trends oder Ausreißer ermitteln zu können, muss man sich schon mal eine Stunde Zeit nehmen und die Zahlen genauestens studieren, andernfalls hat man keine Chance. In dem Fall wäre es sogar besser, den Bericht einfach auszudrucken und wie eine Zeitung vor sich auszubreiten – „back to the roots“ sozusagen… Wollen wir das? Nein.

Stufe 2 – Dynamische Kreuztabellen

Diese Problematik haben auch Softwareentwickler erkannt, weshalb man Funktionalitäten zum „Tuning“ der Kreuztabellen angeboten hat. Mehr Dynamik sollte das Lesen erleichtern. Zum Ersten durch Hinzunahme einer interaktiven Filtermöglichkeit für den Anwender, um den Datenraum individuell einzuschränken, in diesem Fall gelöst durch einen Datum-Slider:

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Zum Zweiten durch Skalierung, die, wie in diesem Beispiel, sogar völlig frei durch den User steuerbar ist:

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Exkurs: Skalierung ist ein wesentliches Instrument beim Arbeiten mit Listen und Kreuztabellen, da das menschliche Auge kürzere Zahlenketten besser miteinander vergleichen kann, und man so automatisch einen besseren Eindruck von der Verteilung der Werte bekommt. Im obigen Screenshot wird beispielsweise plötzlich sichtbar, dass der Bezirk „Wien 10., Favoriten“ wesentlich mehr Einwohner beheimatet, als die anderen Bezirke.

Eine weitere Technik, um mehr aus einer Kreuztabelle herauszuholen, ist bedingte Formatierung. In der nächsten Abbildung verwenden wir hierzu nicht mehr die absoluten Einwohnerzahlen, sondern stellen nur mehr die jeweiligen Abweichungen zum Vorjahr dar. Bei einer negativen Abweichung soll der Wert in rot dargestellt werden. Zahlreiche weitere Ausprägungen sind hier natürlich realisierbar und auch in der Praxis anzutreffen.

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Das Resultat ist verblüffend. Verglichen zur allerersten Kreuztabelle, beginnt der Bericht nun tatsächlich, eine Geschichte zu erzählen. So scheint es also im Bezirk „Wien 1., Innere Stadt“ schon seit Jahren eine Verringerung der Einwohnerzahl zu geben, während die anderen Bezirke stetig wachsen. In einzelnen Jahren, beispielsweise 2009, ist aber auch ein allgemeiner bezirksübergreifender Rückgang zu sehen.

Also schon durch so simple Techniken wie Ad-Hoc-Filter, Skalierung, bedingte Formatierung lassen sich aus langweiligen „Zahlentapeten“ aussagekräftige Berichte kreieren. Auf Wunsch auch mit Kollaborationsfunktionen und automatischen Benachrichtigungen vom System, falls ein definierter Schwellwert über- oder unterschritten wird:

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An dieser Stelle sind die Möglichkeiten der Kreuztabelle allerdings weitestgehend ausgeschöpft. Um noch bessere Ergebnisse und weitere Einblicke in die Daten zu bekommen, müssen wir die Darstellungsform wechseln.

Und davon erzähle ich in Teil 2. Dann bekommt die Kreuztabelle Konkurrenz von modernen Visualisierungstechniken.

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About Author

Rainer Sternecker

Head of DACH Cloud Solutions, Customer Advisory

Rainer Sternecker is leading a team of customer advisory cloud architects in DACH driving cultural change for cloud adoption, developing cloud architecture and coordinating the adaptation process for SAS customers in DACH.

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