BCBS 239 - Erfolgsfaktor Struktur

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Eine ordentliche Schnipselstrategie (nicht Schnitzelstrategie) ist, was die Umsetzung von BCBS 239-Projekten angeht, eigentlich gar keine so schlechte Strategie. Dabei kann man das Riesenprojekt BCBS 239 in verschiedene Teil- oder Pilotprojekte aufteilen, diese umsetzen und dann alle wieder zum großen Ganzen zusammenfügen. Denn jedes Projekt hat das Potenzial zu scheitern, und je komplexer ein Projekt ist, desto höher die Wahrscheinlichkeit/Risiko dazu. BCBS 239-Projekte sind aber auch IT-Projekte, denn ohne adäquate Architektur geht heutzutage nichts mehr.

Mein Fazit für erfolgreiche BCBS 239-Projekte lautet vorweg: Gehen Sie Teilprojekte an, nehmen Sie die Datenqualität ernst, verlassen Sie sich auf Ihre Mitarbeiter und seien Sie nicht allzu akademisch bei der Umsetzung. Und nehmen Sie ihre IT-Landschaft ins Visier. Denn wie anders als mit IT will man Prozesse nachweisen, die ein Mensch allein gar nicht mehr überblicken kann? Doch eines nach dem anderen:

Verliebt in einen Prozess?

Die guten alten Zeiten sind passé: Die Aufsicht gibt sich nicht mehr mit papiernen Fachkonzepten, Handbüchern, Arbeitsanweisungen oder Prozessbeschreibungen zufrieden.  Die Pflichten müssen nicht mehr nur dokumentiert werden, sondern es ist nachzuweisen, dass die beschriebenen Methoden und Prozesse auch wirklich angewendet und gelebt wurden und werden. Erproben Sie den Prozess also zuerst in der Praxis und passen ihn bei Bedarf an, statt ihn zu dokumentieren, um dann festzustellen, dass er nicht gut funktioniert.

Die gute Nachricht aber lautet: Nicht alles Alte ist schlecht. Die Prozesse sind ja da, sind etabliert und sehr stabil. Wir wissen alle: Die Infrastruktur lässt sich nicht so ohne weiteres komplett austauschen. Muss auch gar nicht. Prüfen Sie deshalb, was modernisiert werden kann und was wirklich raus muss. Und unterschätzen Sie das Potenzial ihrer Mitarbeiter nicht! Da steht in jedem Fachbereich immenses Know How bereit. Werden nun zu viele Veränderungen vorgenommen, kann dieses Wissen verloren gehen. Hüten Sie sich davor, denn schlimmstenfalls sind die Mitarbeiter frustriert und kündigen. Gehen Sie also behutsam mit Veränderungen um.

Aufteilen und abarbeiten

Große Projekte dauern (zu) lange und sind (zu) teuer. Priorisieren Sie deshalb und starten Sie mit kleinen Pilot- bzw. Teilprojekten, um erste Ergebnisse schnell zu liefern.

Beispiel Data Governance: Werfen Sie akademische Ansätze am besten über Bord. Widmen Sie sich nur einer Fragestellung zum Beispiel der RWA-Berechnung. Erstellen Sie ein Prozess-Glossar, um ihre Erkenntnisse zu dokumentieren und anderen zugänglich zu machen. Dann kümmern Sie sich um die Datenqualität und definieren auch hier Regeln, inkl. eines Monitorings.

Nutzen Sie diesen Prozess schließlich und die daraus gewonnenen Erkenntnisse als Prototyp und dehnen das Data Governance Framework in unserem Beispiel nach und nach aus.

Die Rolle der IT

Konsolidieren sie Ihre IT-Landschaft mit ausgewählten wenigen IT-Partnern. Hierzu bedarf es einer starken Governance und klarer Vorgaben. Insel- und Silo-Lösungen sind keine Dauerbrenner. Deshalb schauen Sie genau auf Ihre Architektur. Eine gute Banksteuerungs-Architektur muss zeitnah korrekte, vollständige und konsistente Informationen liefern. Muss integrierte Kennzahlen für Risikoberechnung und Finanzen bereitstellen. Muss ein flexibles Reporting inkl. Slicing, Dicing und Drilldown entlang unterschiedlicher Dimensionen (Produkte, Geschäftsbereiche, Regionen) möglich machen und muss in Stress- und Krisenzeiten in der Lage sein, dem Menschen sehr schnell und ad hoc Fragen zu beantworten.

Wichtig wäre noch:

  • Weg von der IT Manufaktur, hin zu Standardisierung und Automatisierung
  • Integration von Risiko- und Finanzfunktionen. Nehmen Sie IFRS 9 als Beispiel. Risikomanagement und Accounting wachsen zusammen, denn für beide Zwecke muss ein Expected Loss berechnet werden. Nutzen Sie die Synergien sowie die Methoden jetzt auch bei Ihrem BCBS 239 Projekt.
  • Granulares Reporting: Mit AnaCredit verlangt die Aufsicht eine Berichterstattung auf Einzeltransaktionsebene mit sehr detaillierten Angaben.

Ihr Matthias Piston. Im meinem nächsten Blog werde ich auf das Thema Datenqualität im Zusammenhang mit BCBS 239 eingehen.

 

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Matthias Piston

Risk Management Expert

In my role as Risk Management Expert I advise banks to design architectures and processes to fulfill legal requiremenets and drive business value from it. My particular focus is helping people involved in the compliance process to automate data preparation tasks so that their time and energy can prioritize more impactful analysis. | In meiner Position bei SAS als Risk-Management-Experte berate ich Banken bei der Entwicklung von IT-Architekturen und Prozessen, damit sie den rechtlichen Anforderungen entsprechen können und schaffe damit Mehrwert für diese Kunden. Mein Beratungsfokus liegt dabei auf der Unterstützung der Fachbereiche. Hier müssen Prozesse automatisiert und standardisiert werden (bspw. bei der Datenaufbereitung). Das ermöglicht es den Kunden, mehr Zeit auf die fachliche Bewertung zu legen und sich weniger um die Daten kümmern zu müssen. Denn Ursachenforschung ist für unsere Kunden wichtiger als Datenbeschaffung und Datenbereinigung.

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