Betrug im Handel oder: Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert!

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Mein Vater hat mir einmal beigebracht, dass der Handel sein Geld im Einkauf verdient. Er muss es wissen, habe ich mir damals gedacht. Schließlich war mein Vater jahrelang bei einem Kölner Handelskonzern als Vorstandsassistent beschäftigt. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Geschichte, dass der Vorstandsvorsitzende – so wurde erzählt – mit der Straßenbahn ins Büro fuhr, während der Einkaufsvorstand von einem Fahrer mit Dienstwagen abgeholt wurde.

Damals hat mich die Aussage irritiert. Konnte ich mir doch nicht vorstellen dass der Handel mit irgendetwas anderem als dem Verkauf von Waren Geld verdienen könne. Daher doch auch die ganze Prävention – Detektive, Kameras, Überwachung, Kontrolle!

Heute, durch jahrelange Betrugsermittlungsprojekte geläutert, ist mir klar, dass der gewöhnliche Ladendieb, der Süßwaren, Spirituosen und vielleicht 2 Pfund Kaffee klaut, sicherlich nicht die Insolvenz eines Handelskonzerns herbeiführen kann.

Deshalb merke: Wenn Du richtig und nachhaltig in die Kasse greifen willst, tue es im Einkauf!

Nirgendwo sonst werden derartige Finanzmittel bewegt, nirgendwo sonst ist die Geschwindigkeit der Warenumschläge auch nur annähernd gleich hoch und nirgendwo sonst werden in integrierten Lieferketten immer mehr manuelle Kontrollen durch technische Prüfungen ersetzt. Dies bedingt, dass auch die jahrzehntelange Erfahrung des Kaufmanns durch Maschinen ersetzt wird, die – je einfacher gestrickt, desto leichter – recht einfach zu überlisten sind.

 

Utilize the moment

In der Vergangenheit haben wir immer wieder gesehen, wie fiktive Lieferanten, fiktive Waren oder doppelte Rechnungen in den Rechnungs- und Zahlungslauf eingebracht und auf diesem Wege Millionenbeträge innerhalb kürzester Zeit erbeutet wurden. In vielen Fällen konnten wir die Täter nicht mehr persönlich zu ihrem Vorgehen befragen, da sie sich mit den erbeuteten Millionenbeträgen bereits ins Ausland abgesetzt hatten. In einem der wenigen Fälle, in denen uns ein solches persönliches Gespräch vergönnt war, mussten wir allerdings den Weg in die Psychiatrie antreten, da der Versuch das Land zu verlassen aufgrund der Verhaltensauffälligkeiten des Täters bereits am Flughafen gestoppt wurde.

Interessant ist allerdings, dass es nahezu unmöglich ist, diese Betrügereien durch eine Person alleine zu begehen. Häufig ist ein ganzes Netzwerk von Beteiligten notwendig, um Wareneingangskontrollen, Stammdatenkontrollen, technische Kontrollen im Bereich der Waren-Qualitätsprüfung sowie der integrierten Logistiksysteme zu überlisten.

Stellen Sie sich nur einmal vor, wie viel Geld gespart werden könnte, wenn all diese großen und kleinen Betrügereien, die tagtäglich in der Beschaffung, der Logistik und im Warenhandel erfolgen und erfolgreich sind, gestoppt werden könnten. Kennen Sie eine Software, die diese Netzwerke aufdecken kann? Ich schon! Und stellen Sie sich nur mal vor, wie viel Geld im Einkauf dann verdient werden kann!

Ich habe meinem Vater nach all den Jahren die Möglichkeiten der Netzwerkanalyse gezeigt und ihm erläutert, wie wir mit diesen Tools erfolgreich Betrug bekämpfen. Er war sichtlich beeindruckt und meinte, dann könne sich garantiert auch der Vorstandsvorsitzende endlich einen Wagen mit Fahrer leisten.

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Henrik Becker

Manager Fraud and Compliance Management

Henrik Becker ist bei SAS für alle Lösungen aus dem Bereich „Fraud Prevention" zuständig: Der Rechtsanwalt bringt mehr als zehn Jahre Erfahrung im Risk und Compliance Management mit. Zu seinem Tätigkeitsgebiet gehörten die Durchführung von Sonderuntersuchungen und Präventionsprojekten ebenso wie der Aufbau von Compliance Management Systemen. Darüber hinaus waren die Themen Netzwerk-Forensik und Datenschutz Schwerpunkte seiner Tätigkeit.

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